Markus Baumgartner

Vom Red zum Green Light District

Das Rotlichtviertel in Amsterdam ist mit 3,1 Millionen Besuchern pro Jahr aus über 180 Ländern das wichtigste Touristengebiet. Nun werden Rotlichtviertel und die Altstadt in Amsterdam grün! Mitten im Herzen der Stadt schuf ein innovatives Konzept aus den negativen Assoziationen des «Red Light District» die schöpfungsfreundliche Assoziation von «Green Light District».

Rote Lichter sind seit Jahrhunderten das Markenzeichen der Innenstadt von Amsterdam. Sie wurden von Mitgliedern der Oude Kerk (Alten Kirche) initiiert, um ihre Frauen und Töchter vor streunenden Matrosen zu schützen. Nun gibt es im historischen Zentrum plötzlich einen auffälligen Anblick von grünen Lichtern, wo vorher rote Lichter auf Prostituierte bei der Arbeit hingewiesen hatten. Was hatte sich da in der Stadt verändert? Der Lockdown hatte vor einem Jahr die Bordelle zur Schliessung gezwungen. Viele der 7000 Amsterdamer Sexarbeiterinnen waren gezwungen, nach Osteuropa und Südamerika zurückzukehren und können bis heute nicht in die Niederlande zurückreisen.

Viele Frauen waren dadurch plötzlich ohne Einkommen. Sie wurden von verschiedenen christlichen Diensten bei der Suche nach Nahrung und Unterkunft unterstützt. Darunter waren auch solche, die die Chance sahen, aus dem Sexgewerbe auszusteigen und auf neue Jobs umgeschult wurden. Wieder andere machten erste Schritte in einen neuen Glaubensweg.

Bemühungen der Bürgermeisterin

Das alles passte zu den Bemühungen der Stadt Amsterdam, die «richtige Sorte» von Besuchern für Kultur und Geschichte anzuziehen, statt derer, die wegen Sex und Drogen kommen. Amsterdams Bürgermeisterin, Femke Halsema, wollte das berüchtigte Rotlichtviertel säubern, den Menschenhandel bekämpfen und die Innenstadt für ihre Bewohner verjüngen. Nicht alle wollten eine solche Veränderung, am wenigsten diejenigen, die von der angeblich einer Milliarde Euro pro Jahr schweren Sex- und Drogenindustrie profitieren. Es bedurfte erst der Corona-Pandemie, um einen grossen Umbruch auszulösen und Halsemas Pläne realistischer werden zu lassen. 

Amsterdam verwandeln

Die Initiative «Green light District» in Amsterdams alten Stadtzentrum geht auf die Initiative einer Gemeinschaft von Anwohnern zurück, die mit verschiedenen Partner zusammenarbeiten «Wir werden diesen dicht besiedelten und meistbesuchten Quadratkilometer in Europa in einen zukunftssicheren und nachhaltigen Teil Amsterdams verwandeln. Mit unserem Bottom-up-Ansatz werden wir auf vielfältige Weise mit verschiedenen Playern zusammenarbeiten», heisst es auf der Homepage. Sie wollen dafür sorgen, dass das Green Light District auch buchstäblich grün wird, indem Gehwege und Dächer begrünt werden. Sie unterstützen nachhaltige Initiativen von Bewohnern und Unternehmern aus der Nachbarschaft. «Gerade indem wir an diesem schwierigen Ort beginnen, wo die Herausforderungen am grössten und die Dringlichkeit am höchsten ist, können wir einen wichtigen Beitrag leisten, Amsterdam nachhaltiger zu machen. Wir wollen ein Beispiel für den Rest der Niederlande oder sogar der Welt setzen. Denn wenn es hier möglich ist, kann es überall gemacht werden!»

Jacqueline Grandjean engagiert sich zum Beispiel als Direktorin der Oude Kerk und als Botschafterin für Green Light District für ein nachhaltiges Kulturerbe. So haben sie letztes Jahr die letzten elektrischen Beleuchtungskörper in den Kronleuchtern entfernt. Seitdem kann das älteste Gebäude Amsterdams aus dem 13. Jahrhundert auch komplett mit Kerzenlicht beleuchtet werden. «Das ist nicht nur nachhaltig, sondern auch magisch!», sagt Jacqueline Grandjean. 

Erhörte Gebete 

«Obwohl das Projekt nicht auf den christlichen Glauben basiert, können wir vielleicht Gottes Gnade am Werk sehen», schreibt Jeff Fountain, Direktor des Schuman-Zentrums für Europäische Studien, das biblische Perspektiven auf Europas Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fördert, in einem Blog auf «Weekly Word»: «Das heisst, Gottes fortwährende Fürsorge für seine Schöpfung, sein Zurückhalten der menschlichen Gesellschaft davon, völlig unerträglich und unregierbar zu werden, sein Ermöglichen eines allgemein geordneten und kooperativen Zusammenlebens der Menschheit und das Bewahren des Bewusstseins der Menschheit für grundlegendes richtiges und falsches Verhalten.» Für einmal nicht ‘gegen’, sondern ‘für’ etwas zu sein. Jeff Fountain: «Könnte dies in gewisser Weise eine Antwort auf die Gebete sein, dass Gottes Reich in Amsterdam, im Rotlichtviertel, kommen möge? Könnte es Gottes Wille sein, dass seine Geschöpfe für seine Schöpfung sorgen? Natürlich!», ist Jeff Fountain überzeugt – auch wenn das Projekt nicht christlich initiiert ist. Diese säkularen Stadtbewohner haben wahrscheinlich noch nie von Jeremias Anweisungen an die Juden im Exil gehört, «das Wohl der Stadt zu suchen». Aber genau das tun sie. 

Bund Quelle WeeklyWord.eu
14. Juni 2021 | 21:56
von Markus Baumgartner
Lesezeit: ca. 3 Min.
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