Konzilsblogteam

Vom Anfang und Ende der Sozialwissenschaften (in der pastoralen Ausbildung)

Die Theologie wird vom Zweiten Vatikanischen Konzil ausdrücklich zur interdisziplinären Zusammenarbeit mit nichttheologischen Fächern ermutigt. Insbesondere die Sozialwissenschaften könnten helfen, die Zeichen der Zeit besser zu verstehen, so die Konzilsväter. Von den Sozialwissenschaften wird ausserdem erwartet, dass sie zu einem – damals wie heute ganz offensichtlich notwendigen – Professionalisierungsschub in der Pastoral beitragen. So betont das Dekret über die Ausbildung der Priester in Artikel 20 ausdrücklich den Wert der Pädagogik, der Psychologie und der Soziologie. Eine gründliche Schulung in diesen Fächern muss «für die Ausbildung der Seelsorger von grösstem Nutzen sein, damit diese imstande sind, die Lehre der Kirche über Gott, den Menschen und die Welt den Menschen unserer Zeit in geeigneter Weise darzulegen, und so das Wort der Kirche von diesen auch bereitwilliger angenommen wird.» (GS 62)
Das Konzil bestätigte damit den Einzug der genannten Disziplinen in Kirche und Theologie, wenn auch noch in einem rein instrumentellen Sinn, also als Hilfsdisziplinen. Trotzdem hätte es der jüngsten Synode in Rom gut getan, sich von diesen Disziplinen ausführlicher über aktuelle Auffassungen über Familie, Kindheit und Sexualität informieren zu lassen. Dass heute insbesondere die Pastoralpsychologie und die Pastoralsoziologie wieder weitgehend aus den theologischen Studiengängen und Priesterseminaren verdrängt worden sind und ihnen mancher keine Träne nachweint, sagt nicht nur etwas über den gegenwärtigen Zustand von Kirche und Theologie aus. Es lässt vor allem viel für die Zukunft der Seelsorge und der Seelsorger befürchten.
(Stefan Gärtner)

5. Dezember 2015 | 00:03
von Konzilsblogteam
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