Heinz Angehrn

Varianten von Rassismus

Nun etwas mehr in medias res und in Anwendung des letzten lockeren Artikels versus Mainstream-Ideologie(n) einige politische Anwendungen:

a) Wenn linksstehende Kreise, egal ob in der PLO, der Labour Party oder in anderen ähnlich denkenden Gruppierungen den Staat Israel bzw. den Zionismus als Hoffnungsgedanken bzw. politisch aktive Juden/Jüdinnen pauschal als gewalttätig oder als undemokratisch betiteln, ist das nichts als eine neue Variante des Antisemitismus, diesmal einfach aus anderer ideologischer Sicht. Man möge übrigens nie vergessen, bei wem die RAF-Gründer in die militärisch-terroristische Schule gegangen sind! Und man möge aufs Neue lernen: «les extrêmes se touchent».

b) Wenn die Menschen, die hinter der Minarett- und nun der Verhüllungsverbotsinitiative standen/stehen, in der Schweiz lebende Muslime pauschal als radikal, jihadistisch, patriarchal-gewalttätig oder einfach (s.oben) antidemokratisch bezeichnen, dann fallen auch sie in die selbe Falle. Nur im Unterschied zum Antisemitismus bedrohen sie mit solcher Art von Rassismus keine kleine schützenswerte religiöse Minderheit, das ist ethisch schon auch noch festzuhalten. (Man beachte dazu bitte unsere nächste SKZ, die Ausgabe 17/2020.)

c) Wenn evangelikale bzw. (sic!) katholikale Gruppen und Medienplattformen liberal denkende Christen/innen bzw. sich liberal verortende christliche Gemeinschaften pauschal als modernistisch, den Glauben der Väter und Mütter verratend, anpasserisch oder (sic!) das Lehramt nicht respektierend anprangern, dann stehen auch sie in akutem Rassismus-Verdacht. Geht es doch in keiner gesellschaftlich relevanten Frage so sehr um das Recht des eigenen Gewissensentscheids wie in der Frage der Religion. Was steht im Nathan: «es eifre jeder seiner unbestochnen von Vorurteilen freien Liebe nach», wohlverstanden seiner eigenen und unbestochenen!

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Anzano
2. September 2020 | 06:00
von Heinz Angehrn
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3 Gedanken zu „Varianten von Rassismus

  • stadler karl sagt:

    Wahrscheinlich sind manche von uns in irgendeiner abgelegenen psychischen Region mit rassistischen Färbungen behaftet. Persönlich jedenfalls verspüre ich immer wieder innerliche Reaktionen, Reflexe und Gefühle, charakterisiert durch ablehnende Haltungen, die, je nach Definition, wahrscheinlich mit dem Prädikat “rassistisch” versehen werden müssen. Dieser Tatsache zu entrinnen ist gar nicht so einfach und da hilft, zumindest bei mir persönlich, auch kein Bibelstudium noch der Konsum von gehobener Literatur und Kultur, ja nicht einmal die ernsthafte Beschäftigung mit philosophischen Analysen. Es ist eine Befindlichkeit, die fast unzertrennlich in einem verwurzelt ist und anhaftet und die vielleicht nicht zuletzt mit kutureller Identität, in die man im Verlaufe der Lebens schleichend hineinwuchs, zusammenhängt. Doch die Bewältigung der Kontingenz , bar jeglicher Identäts- und Zugehörigkeitsgefühle, gestaltet sich eben auch immer wieder schwierig. Die Zugehörigkeit zur Menschheit, als kosmopolitischer Gemeinschaft, klingt zwar aufgeklärt und eingänig, ist jedoch im praktischen Lebensalltag äusserst schwierig zu leben.
    Von den Beispielen, die Sie erwähnen, könnte ich mich mit der Ganzverhüllung des Körpers, also auch des Gesichts, auch nicht anfreunden. Nicht dass unsere Gesellschaft dadurch gefährdet würde. Ich glaube auch nicht, dass in allen Fällen dahinter mit Sicherheit Zwang oder Gewalt gegen Frauen stecken muss. Ein Verbot von Burka oder Niqab im öffentlichen Raum, also Gesichtsverhüllungen, wenn es sich nicht gerade um Demos handelt, ist nicht anzustreben. Aber das Gesicht scheint doch im sozialen Zusammenleben fast der wichtigste Körperteil zu sein. Aus sämtlichen Körperbewegungen wie Gangart, Gestikulationen und Form der Hände, allgemeine Körperhaltung und Bewegungsabläufe gewinnt man doch von einem Menschen einen prägenden Eindruck. Und das ist eigentlich immer sehr spannend. Seien es Kinder, Jugendliche, Menschen mittleren Alters ode auch alte Menschen. Manchmal hat man das Gefühl, als kämen ganze Lebensgeschichten zum Ausdruck. Aber das Gesicht scheint dennoch der zentrale Teil des Körpers zu sein, mit dem dem Gegenüber die je eigene Persönlichkeit präsentiert wird. Wahrscheinlich hat gerade dieser Umstand auch damit zu tun, dass der Begriff “persona” in der antiken Theaterkultur Maske bedeutete, wodurch ein Rollenspiel wahrgenommen wurde. Und unsere je eigene soziale Rolle, auch in kommunikativer Hinsicht, bringen wir doch nicht zuletzt über unser Gesicht zum Ausdruck, geben den andern viel zu verstehen, lesen von ihnen aber auch vieles vom Gesicht ab. Über die Mimik öffnen wir uns im wahrsten Sinne der sozialen Mitwelt. Unter anthropologischen Aspekten könnte ich mich mit Burka und Niqab nie anfreunden. Und mit der Corona-Maske findet man sich wohl oder übel ab in der Hoffnung, dass sie vielleicht doch etwas zur Verminderung der Pandemie beitragen kann.

  • Kätzchen Kaktus sagt:

    Schön, dass man auf kath.ch wieder antworten kann. Der Feissbock passt wirklich nicht zu jedem. – Nun aber noch zur Sache:

    Wenn einer das Lehramt nicht respektiert, ist es ihm eine Hilfe, wenn er darauf hingewiesen wird.
    Fazit: Rassist, dein Freund und Helfer. Gar nicht gewusst, dass Herr Angehrn Rassisten lobt.

  • Heinz Angehrn sagt:

    Nun das versteht nun aber gar niemand.
    Pauschale Ab- und Verurteilungen, die bestimmte Gruppen in ihrer Würde und ihren Rechten treffen, sind doch wohl mit “Rassismus” gemeint.
    Und darum sind auch Theologen/innen schützenswert, wenn sie sich aufgrund ihrer Ausbildung und ihres Wissens in Fragen der Lehre und Doktrin als selbständig, selbständig denkend und urteilend, erweisen. Schützenswert gegen den dumpfen fundamentalistischen Mief, der da kreucht und fleucht und ab/verurteilen will.
    Klar nun?

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