Markus Baumgartner

US-Schoggikönig hat Täuferwurzeln

Aus dem Emmentaler Hirschi wurde Hershey: Der von Milton S. Hershey gegründete Schoggi-Konzern hat seine Wurzeln in der Schweiz. Seine Vorfahren waren 1717 als Wiedertäufer nach Übersee geflüchtet. 

Eine der bekanntesten Marken in Amerika ist Hershey’s – ein Top-500-US-Unternehmen. Die Schokolade schmeckt den Schweizern zwar meistens nicht, dafür den Amerikanern. Die Schokolade ist süss, doch der Abgang schmeckt etwas sauer. Typisch Amerika mag man denken. Was vielen dabei kaum bewusst ist: Der legendäre Schöpfer dieser Marke und Firma, Milton S. Hershey wurde zum «Chocolate King». Seine Vorfahren stammten aus der Schweiz. Sie waren im frühen 18. Jahrhundert als Mennotiten vom Emmental via Süddeutschland nach Pennsylvania ausgewandert und hiessen einmal Hirschi, schreibt ein Nachfahre in einem Blog. Hershey zählt damit zu den ältesten Schokoladenherstellern in den USA.

Geheimes Rezept

Ausgerechnet einer der grössten Schokoladenproduzenten Amerikas hat etwas mit Schweizern zu tun – den Pionieren der Milchschokolade. Diese war Ende des 19. Jahrhunderts erfunden und von Schweizern perfektioniert worden. Gut 20 Jahre lang gelang es ihnen, das Rezept vor aller Welt geheim zu halten. Denn die Herstellung einer Schokolade war alles andere als trivial. Tatsächlich hatte Hershey das Know-how den Schweizern wohl gestohlen, schreibt die  «SonntagsZeitung». Erstens hatte er bewusst Leute eingestellt, die in der Schweiz gearbeitet hatten. Zweitens wählte er 1903 das ländliche Pennsylvania als Standort für seine Fabrik. Hier fand er Milch, welche der schweizerischen Milch glich. Sie wurde von Bauern hergestellt, die einst wie die Hirschis aus der Schweiz an diesen Ort gekommen waren.

Ertränkt, verbrannt, geplagten und vertrieben

Freiwillig haben diese Schweizer und Deutschen ihre Heimat nicht aufgegeben. Sie waren vor brutaler Verfolgung geflohen. Sie waren Wiedertäufer, also Protestanten, die sich erst als Erwachsene taufen liessen. Dafür hatte man sie ertränkt, verbrannt, geplagen und vertrieben. Nach Stationen im Elsass und in der Pfalz flüchteten sie nach Pennsylvania, das ls tolerant galt. Wer dort heute die Friedhöfe besucht, staunt über viele angloschweizerischen Namen auf den Grabsteinen: Brubaker (Brupbacher), Snavely (Schneebeli), Nissly (Nüssli), Kraybill (Krähenbühl), Hoover (Huber) oder Bowman (Baumann). Die Wiedertäufer waren überzeugt, dass Gott es mit jenen gut meint, deren Hof blüht. Also arbeiteten sie enorm, viele wurden reich. Noch heute gilt Lancaster County als eines der produktivsten Landwirtschaftsgebiete der USA, erklärt die «SonntagsZeitung».

Modellstadt für alle

Hershey wollte eine Modellstadt schaffen, in der es allen Chefs und Arbeitern gut geht. Also zog er auf der grünen Wiese nicht nur eine Fabrik hoch, sondern auch eine neue Stadt. Hier lebten seine Direktoren, seine Arbeiter und er selbst – auf dem höchsten Punkt des Ortes in einer Villa mit 22 Zimmern. Immerhin, der weitläufige Garten, den er anlegen liess, war offen für alle. Als 1915 seine junge geliebter Frau Kitty (Catherine) früh starb, vermachte Hershey sein ganzes Vermögen einer Schule, die er für Waisenknaben gegründet hatte. Hershey starb 1945 mit 88 Jahren.

Herzlich, Markus Baumgartner

Bild Quelle hersheystory.org
26. August 2019 | 12:35
von Markus Baumgartner
Lesezeit: ca. 2 Min.
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