Philip Steiner

Übung macht den Meister

Nicht nur Handwerker oder Sportler brauchen Ausdauer und Disziplin, um Meister ihres Fachs zu werden. Auch angehende Priester absolvieren ein Training, um ihren Dienst an den Menschen gut erfüllen zu können. Nach vier Jahren Theologiestudium gilt es in den kommenden Wochen, das «Alltagsgeschäft» des Priesters zu erlernen: die Messe feiern und predigen.Zweimal in der Woche findet eine Übungsmesse mit den Diakonen, welche im Sommer zu Priestern geweiht werden. Bei diesem Praktikum soll alles so authentisch wie möglich wirken. Und tatsächlich: Rein äusserlich gesehen unterscheidet diese Messen fast nichts von einer gewöhnlichen Sonntagsmesse. Doch lässt die Andacht der sonst sehr frommen Seminaristen etwas zu wünschen übrig und der Dozent, der mit Notizblock im Mittelgang steht, wäre in einer richtigen Messe wohl fehl am Platz. Die Feier wird mit der Kamera aufgenommen und anschliessend in der Gruppe besprochen.Ähnlich geht es in der Predigtklasse zu und her. Sechs Übungspredigten stehen wöchentlich auf dem Programm. Am letzten Dienstag war ich an der Reihe. Bei der Vorbereitung der Predigt und dem Sprechen vor der gespannten Zuhörerschaft habe ich gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, die «perfekte» Predigt zu halten.Bis vor kurzem habe ich immer gedacht: Entweder hat man Talent zum Predigen oder man hat es nicht (Natürlich habe ich insgeheim gehofft, auf der Seite der «Begnadeten» zu stehen…). Hier wird jedoch eine andere Philosophie gelehrt: Jeder kann predigen, wenn er das nötige Handwerkszeug zu gebrauchen weiss. Doch das ist harte Arbeit.
Es hat mich getröstet zu erfahren, dass Erzbischof Fulton Sheen (+1979), ein begnadeter Prediger und einer der grössten Kommunikatoren des 20. Jahrhunderts, hart trainieren musste, um die Wirkung zu erreichen, welche ihn so berühmt gemacht hat. Es stimmt also doch: Übung macht den Meister.
fr. Philipp
 
Zum Bild: Portrait von Erzbischof Fulton Sheen in jenem Seminargang, welcher modernen Heiligen und zeitgenössischen Vorbildern christlichen Lebens gewidmet ist. Damit die Seminaristen wissen, wem sie nacheifern sollen!

23. Februar 2013 | 15:21
von Philip Steiner
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