Flughafen Berlin-Schönefeld
© Vera Rüttimann 2016
Vera Rüttimann

TXL-ZRH

 

Fliegen heisst Warten. Und Wartezeiten auf Flughäfen können lang, sehr lang werden. Als Berlin-Schweiz-Pendler weiss ich das. Man hängt in Warteschlangen vor dem Check-In-Schalter und wartet. Man wartet vor dem Gepäcksband, der grossen Uhr, deren Zeiger nicht vorwärtsspringen wollen oder in einer Lounge, bis der Flieger aufgerufen wird. Wenn keine Wellnessbar oder Flughafenbibliothek da ist, kann das Sitzen auf einem Airport nerventötend werden. Vor allem in der Nacht, wenn der Flieger einfach nicht anrollen will. Wenn man Glück hat, findet man eine Flughafenlounge oder eine Couch in einem der Coffeeshops. Die Zeit schlägt einen tot.

Es sein denn, man nutzt seine Wartezeit und sieht in einem Flughafen etwas anderes. Etwa eine gigantische Kontaktbörse. Es gibt wenige Orte, an denen man beim Warten mit Fremden so gut ins Gespräch kommt wie hier. Man verhält sich in einem Flughafen anders als in seinem Alltagsleben, ist kommunikativer und gelöster. Beim Warten schweigen manche vor sich hin. Andere erzählen sich die komplette Familiengeschichte.

Das Warten hat in unserer Gesellschaft ein schlechtes Image. Wer wartet, der leidet. Es gibt jedoch immer wieder Momente, wo ich dem Warten viel Sinnvolles abgewinnen kann. In einer Zeit, in der alles verplant und reglementiert ist, geniesse ich diesen Akt des Nichtstuns und beobachte das wunderbare Freilichtkino, das mir an einem Flughafen geboten wird.  Sei es in TXL (Berlin-Tegel) oder ZRH (Zürich). Und diese eine Stunde und 10 Minuten Flug ist für mich dann sowieso die reinste Himmels-Meditation. Alles so schön ruhig da oben.

Flughafen Berlin-Schönefeld © Vera Rüttimann 2016
17. September 2016 | 00:31
von Vera Rüttimann
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