Bruder Klaus und Gefährten

Sehr bedeutender Quellenfund: Dorothee Wyss wird historisch

Die Neuentdeckung der ältesten urkundlichen Quelle zu Dorothee Wyss, der Ehefrau von Niklaus von Flüe, passt wunderbar zu diesem Gedenkjahr. Es freut mich sehr, dass der bedeutendste Quellenfund seit vielen Jahren dazu beiträgt, Dorothee Wyss als historische Figur fassbarer zu machen.

Explizit als Ehefrau von Bruder Klaus bezeichnet

Dieser Fund ist sehr bedeutsam, denn es handelt sich um die älteste namentliche Erwähnung des Vornamens von Dorothee [Wyss]. Als bislang älteste Quelle galt die narrative Erwähnung ihres Vornamens in der Bruderklausen-Biografie von Heinrich Wölfli aus dem Jahr 1501. Ebenso dürfen wir nun feststellen, dass Dorothee, entgegen der bisherigen Annahme, sehr wohl als namentlich genannte Person in einer Quelle aufgeführt wird, der für damalige Zeit ein offizieller Charakter zukommt und die in das 15. Jahrhundert fällt.

Sehr berührend finde ich, dass Dorothee explizit als Ehefrau von «Bruder Klaus» bezeichnet wird. Diesen Namen [Bruder Klaus] trug er nur in der Zeit im Ranft. Und beide zusammen werden als «Vater und Mutter» von Verena von Flüe aufgeführt. Das ist ein schönes und berührendes Zeugnis ihrer Ehe bis in den Tod.

Und gestützt auf die minutiöse Erforschung des Jahrzeitbuchs kommen Rolf De Kegel, Stiftarchivar des Klosters Engelberg, und Mike Bacher, Rechtshistoriker und Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Luzern, zum Schluss, dass Dorothee Wyss zum Zeitpunkt des Eintrags bereits verstorben war. Damit wird die Lebenszeit von Dorothee Wyss fassbar(er). Sie kam 1430–1432 zur Welt und sie starb, basierend auf dieser neuen Quelle, mit einiger Wahrscheinlichkeit im Zeitraum um 1494/95.

Weitere Quellenfunde nicht auszuschliessen

Es handelt sich bei dieser Quelle um eine «Neuentdeckung», denn bereits Robert Durrer hatte diesen Eintrag im Jahrzeitbuch von Engelberg in seinem Quellenwerk erwähnt. Damals aber interessierte ihn nur Bruder Klaus. Diese älteste Erwähnung von Dorothee war deshalb bis heute der breiteren Öffentlichkeit nicht bekannt. Dies zeigt einmal mehr, dass es sich lohnt, auch alte, gut bekannte Quellen immer wieder neu im Original anzuschauen und zu überprüfen. Neue Zeiten führen zu neuen Fragen und Perspektiven. In dem Sinne ist es sicherlich denkbar, dass auch in den kommenden Jahren noch Quellen zu Dorothee Wyss gefunden werden. Allerdings war die Verschriftlichung der Zeit noch nicht so, dass Personen, die nicht Amtsträger waren, derart wahrgenommen wurden. Ausschliessen möchte ich weitere Funde aber ausdrücklich nicht.

Roland Gröbli

Hinweise

Dank dem Entgegenkommen von Abt Christian vom Kloster Engelberg wird das Engelberger Jahrzeitbuch bis zum Ende der diesjährigen Ausstellungssaison (1. November) im Museum Bruder Klaus Sachseln ausgestellt.

Interessenten stelle ich gerne ein ausführlicheres Memorandum per E-Mail zu, das wir aus Anlass dieser Neuentdeckung zusammengestellt haben: roland.groebli@bluewin.ch.

Ausschnitt aus dem Jahrzeitbuch des Klosters Engelberg: Eintrag unter dem 5. Mai. (Foto Mike Bacher)
15. September 2017 | 09:06
von Bruder Klaus und Gefährten
Lesezeit: ca. 2 Min.
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