Markus Baumgartner

«Retterin der Menschheit»

Der mRNA-Impfstoff von Moderna und Biontech geht auf eine Frau am staatlichen amerikanischen Impfforschungszentrum zurück: Sie heisst Kizzmekia Corbett und liebt Naturwissenschaften und Jesus. Sie leitet das Corona-Team des Impfforschungszentrums des Nationalen Gesundheitsinstituts (NIH) in den USA. 

Kizzmekia Corbett wird von ihremInstitutschef Anthony Fauci (80), dem Chefepidemiologen der US-Regierung in einem Porträt für das «Time» Magazin gelobt: «Ihre Arbeit wird einen erheblichen Beitrag leisten, um die schwerste Pandemie seit mehr als 100 Jahren zu beenden.» Ein wichtiges Patent auf die Technologie der mRNA-Impfstoffe gehört den USA. Denn es waren ein Wissenschaftsteam des Nationalen Gesundheitsinstituts (NIH), das den neuartigen Ansatz entdeckte. Unter den Namen der zwölf im US-Patent festgehaltenen Forschenden ist auch ihrer: Kizzmekia Corbett. Die inzwischen 35-Jährige ist Leiterin des Corona-Teams des NIH-Impfforschungszentrums. Sie wird in den USA als Retterin der Menschheit gefeiert, schreibt der «Tages Anzeiger».  Die Mikrobiologin Kizzmekia Corbett und ihr Team entwickelten einen zentralen Bestandteil der mRNA-Impfstoffe.

«Bringt Menschen zusammen»

Kizzmekia Corbett fordert die Menschen dazu auf, sich impfen zu lassen. Aber sie spricht auch zum Thema «Rasse, Glaube und Wissenschaft in Covid-Zeiten». Denn die Afroamerikanerin ist nicht nur Naturwissenschaftlerin, sondern auch eine schwarze Aktivistin. Kizzmekia Corbett gibt dem Forschungserfolg gegen die Pandemie ein Gesicht. Und zwar ein farbiges, was gerade mit Blick auf die «Black Lives Matter»-Bewegung wichtig ist, so der «Tages Anzeiger» weiter. Kurz nach dem Amtsantritt machte US-Präsident Joe Biden einen Besuch im NIH und liess sich von Corbett über die mRNA-Technologie unterrichten – ein Fototermin, mit dem er der Forscherin Respekt zollte.

«Sie ist brillant und macht diese komplizierte Arbeit und ist doch irgendwie auch diese Person, die es schafft, sich an den Geburtstag von jedem zu erinnern», sagte Andrew Ward, Professor am Scripps Research und Teil des Teams von Corbett. «Sie ist wirklich grossartig darin, Gruppen von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammenzubringen und den Wert und die Beiträge eines jeden von ihnen so zu verstehen, dass die wissenschaftliche Wirkung wirklich maximiert wird.»

Humor und die Liebe zu Jesus

Neben all der wissenschaftlichen Hingabe bleibt Corbett auch mit anderen Teilen des Lebens verbunden und ist in der Lage, überall über Wissenschaft zu sprechen. Auf vielen Blogs, Podcasts, Social-Media-Plattformen und verschiedenen Nachrichtenkanälen mit überwiegend schwarzem Publikum wurde der wissenschaftlicher Arbeit von Kizzmekia Corbett und ihrem Hintergrund Zeit gewidmet. Kizzmekia Corbett ist eine Wissenschaftlerin, die Jesus liebt und die sich Sorgen darüber macht, wie ernst die Menschen und die Kirchen die Empfehlungen zur sozialen Distanz nehmen, schreibt die «NBC News». Sie sprach zum Beispiel vor der African Methodist Episcopal Church im Norden von Illinois: «Der Angst mit Glaube und Wahrheit begegnen» – Tourdate Nummer 49 auf ihrer Mission, Amerika das Impfen zu lehren. Sie stützt sich auf Familie und Freunde, vor allem auf ihre beiden Grossmütter, für die «Jesus wie eine beste Freundin ist», wie sie sagt. Sie schöpft aus ihrer Arbeit drei Dinge: Vertrauen, wissenschaftliche und soziale Informationen. Kizzmekia Corbett liebt Rap-Musik und scherzte schon mal, dass sie die Rapper Young Jeezy und DaBaby für einen Auftritt bitten wird, sollte sie jemals einen Nobelpreis gewinnen.

Kritisches Denken ist ihre Art

Kizzmekia Corbett wurde in Hurdle Mills, North Carolina, geboren – einer Stadt mit weniger als 4000 Einwohnern, etwa 30 Minuten südlich der Grenze zu Virginia. Jeder denkt, dass sein Baby etwas Besonderes ist, besonders das erste Baby, sagte ihre Mutter, Rhonda Brooks. «Kizzie war immer wie ein kleiner Detektiv», sagte die Mutter. «Meine süsse kleine, eigensinnige Detektivin.» Rhonda Brooks erinnert sich auch daran, wie Corbetts Lehrerin in der dritten Klasse, eine schwarze Frau, ihr und ihrem Mann sagte, dass sie alles tun sollten, um sicherzustellen, dass ihre Tochter auf die anspruchsvollste akademische Schiene gesetzt wurde – etwas, das der Bezirk für schwarze Kinder selten in Betracht zog. Sie sollten darauf drängen, sagte die Lehrerin.

Schliesslich zog die Familie 20 Minuten südlich nach Hillsborough, wo Rhonda Brooks ihre mathematisch begabte Tochter genau wie ihre sechs anderen leiblichen, Stief- und Pflegekinder aufzog. Als es Zeit für das College war, hatte Kizzmekia Corbett mehrere Angebote, unter anderem von der University of Maryland, wo sie in das Meyerhoff Scholars Program aufgenommen wurde und ein Vollstipendium erhielt. «Es war wie: gehe ich für den Spass oder gehe ich für das Geld», sagte sie. «Ich habe mich für Meyerhoff entschieden, wegen des Geldes, des Netzwerks und des Programms. Kritisches Denken ist einfach mein Ding.»

Bild Quelle American Medical Association (AMA)/YouTube
24. Mai 2021 | 18:31
von Markus Baumgartner
Lesezeit: ca. 3 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!