The Young Pope – Review Episode 1

Gespannt sass ich nun nach dem 21. Oktober vor meinem Laptop, um die erste Folge der neunen HBO-Serie «The Young Pop» anzuschauen und ich muss sagen, ich war überrascht, fasziniert und amüsiert.

Da ich nach der ersten Folge noch nicht ganz den Überblick habe – ich muss mich ja zuerst quasi reinsehen – will ich einfach auf diese drei Gefühle eingehen und die mit passenden Szenenbeschreibungen ergänzen.

 

Überrascht

Als ich das erste Mal von dieser Serie hörte und mir den Trailer anschaute, dachte ich, dass die Serie in der Vergangenheit spielt, irgendwann in der Renaissance oder im düsteren Mittelalter oder um die Jahrhundertwende. Ich habe nicht erwartet, dass sie im hier und jetzt spielt. Daher war ich ganz schön erstaunt, als Papst Pius XIII – ehemals Lenny Belardo – (gespielt von Jude Law) aus seinem Schlaf erwacht und der Radiowecker läuft. Schnell wurde mir klar, dass diese Geschichte über diesen geistlichen Führer der Katholiken in der Gegenwart spielt. Umso deutlicher wurde dies in der Traumsequenz des Papstes, als er der Menge mitteilt, dass sie frei seien zu lieben wen sie wollen, abtreiben dürfen, Homo-Ehen eingehen können und möglichst viel masturbieren sollen. Naja es war nur ein Traum.

 

Fasziniert

Jude Law in einer Meisterrolle und Sorrentino’s meisterhafte Regie.

Am meisten sticht die Figur des Papstes in diesem interessanten Figurenkabinett hervor. Seine aalglatte Art, seine stechenden blauen Augen und sein kalkulierendes und arrogantes Wesen bieten genug Raum, dass daraus eine überaus spannende Serie über den Bildschirm flimmert

Zwei Schlüsselszenen, die sein Wesen zeigten, war die Szene im Beichtstuhl mit dem Priester Thomaso, als Pius bekennt, seine einzige Sünde sei, kein Schuldgewissen zu besitzen. Alles was er mache, sei rechtens. Die zweite Szene, welche auch den Schluss der ersten Folge bildet, findet auf dem Dach des Domes statt, wo Pius nun seine Beichte ablegen möchte. Diese Beichte mag schockieren, ist aber auch nicht ganz unterwartet.

«And now I wanna make my confession […] I’m saying that I don’t believe in God, Thomaso»
Thomaso entsetzt und aufgelöst, starrt ihn nur an, bevor Pius die erlösenden Worte spricht: «Thomaso, Thomaso…I was joking»

Naja recht glauben kann man ihm das noch nicht.

Die visuelle Umsetzung der Geschichte und die Komposition der Bilder und Gespräche waren ein weiteres Highlight. Angefangen bei der Eingangsszene der Folge, als ein Baby über einen Haufen anderer Babys krabbelt, bis unter ihnen ein Mann hervorkriecht. Was soll das nun bedeuten? Wiedergeburt? Unschuld? Auserwählung? Ich gehe auch über tote Babys für mein Ziel? Die Antwort steht noch aus

Oder die Szene, als sich Kardinal Spencer die Pulsadern aufschneiden will, wegen der Wahl von Lenny Belardo zum Papst. Die Sequenz zeigt ihn in tiefster Verzweiflung, zwei Nonnen halten ihn davon ab. Als Geräuschkulisse hört man leise Klaviermusik und der Papst die berühmten Worte Jesus sprechen, die er am Kreuz gesprochen hat (nach dem Markus oder Matthäus-Evangelium): «My God, my God why have you forsaken me?»

Diese Szene geht unter die Haut.

Aber auch die stillen Momente der Serie mögen überzeugen.Die Kamera verharrt fast gefühlte Minutenlang auf dasselbe Szenario. Arrangiert wie eine Gemälde wird man an die hohe Kunst der italienschen Maler erinnert.

 

Amüsiert

Obwohl die Tonart der Serie eine eher ernste fast schon eine melancholische Note besitzt, durchdringt ein solider Humor das Ganze. Die komischen Szenen werden manchmal durch das Verhalten von Pius hervorgerufen, der beispielsweise nichts isst und am Morgen eigentlich nur eine «Cherry Coke» trinkt oder im Zusammentreffen dreier Kardinäle, die über das Wesen des Heiligen Geistes sprechen.

Oder die kleinen tierischen Überraschungen, die eingebaut werden. Wenn man genau hinschaut und so eine Fülle von Schildkröten entdeckt.

Die Person, die am meisten für Witz in der Serie sorgt, ist Kardinal Voiello (gespielt von Silvio Orlando). Seine Beichte beinhaltet die unreinen Gedanken bezüglich der Venus von Willendorf-Figur im Büro des Papstes. Zudem ist er ein Fussball-Fan (da wurde sogar eine Finte gegen Juventus eingebaut) und montiert auf den drei Handys des Papstes jeweils einen Fussballspieler als Anzeigebild. Seine lockere und auch nonchalante Art bildet den Kontrast zum ernsten Pius XIII in der Geschichte.

Insgesamt waren das nur kleine Einblicke in einen fulminanten und überzeugenden Serienauftakt. Ich bin gespannt wie die Geschichte weitergeht und ich eine abschliessende Review schreiben kann.

PS: Als Abschluss frage ich mich zudem noch, was wohl die Rolle der Schwester Mary (gespielt von Diane Keaton) mitsich bringen wird. Steht hinter dem mächtigstem Mann der katholischen Kirche wohl eine noch mächtigere Frau?

Rebekka Rieser

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.blogs-kath.ch/the-young-pope-review-episode-1/