Ausbildungsjahre fürs Klosterleben

Eigentlich wählt man mit dem Eintritt in ein Benediktinerkloster ja eine sehr «stabile», beständige Lebensform: Beten, lesen und arbeiten im Rahmen der klösterlichen Anlage und Gemeinschaft. Vor wenigen Monaten habe ich im Rahmen der Feier meiner ewigen Profess, also der klösterlichen Gelübde für immer, auch nochmals ausdrücklich meine «Beständigkeit» versprochen. Sie bezieht sich nicht nur auf die «örtliche» Stabilität. Aber auch. Und dennoch werden wir gerade in diesen ersten Jahren oft nach ausserhalb des Klosters geschickt: Die Klostergemeinschaft sendet neue Mitglieder häufig zu einer Ausbildung, welche im Kloster gebraucht wird. Sei dies das Theologiestudium als Grundlage fürs Priestertum, sei es auch eine handwerkliche oder andere Ausbildung, welche benötigt wird.

Und so war ich im vergangenen Jahr, dem Studienjahr 2015/16, während der Woche zur Ausbildung in Lugano, und am Wochenende kehrte ich zurück ins Kloster. In Lugano war ich Student an der dortigen Theologischen Fakultät. Und ich war Gast im Priesterseminar des Bistums, wo mich Bischof Valerio Lazzeri freundlicherweise als Bewohner aufnahm. Es ist nicht selbstverständlich: Das diözesane Priesterseminar ist ein Ort, wo junge Männer in Wohn- und Gebetsgemeinschaft einüben, später selbständige Priester sein zu können, in einer Pfarrei des Bistums. Dies ist für uns Benediktiner aber nicht das Ziel. Es war eine tolle Lösung: Das Priesterseminar bot den Rahmen, neben dem Studium mit anderen Christen ein Gebets- und Gemeinschaftsleben zu pflegen. Und es war ein Ort, wo sich alle auf die zukünftige Aufgabe des Priesters vorbereiteten. Dass es zusätzlich eine multikulturelle Gruppe aus dem Tessin, Polen, Togo, Benin, Nigeria und der Deutschschweiz war, machte die Gemeinschaft umso interessanter.

Zwei weitere tolle Effekte waren: Ich lernte unsere südlichen Landsleute besser und näher kennen, mit ihrer Kultur, Landschaft und Realität. Ebenso aber auch ihre Art und Weise, Kirche zu sein, in ihr Denken und Beten und ihre Art, kirchliche Gemeinschaft zu leben. Sie sind so nahe, und doch habe ich viel dazugelernt und Neues gesehen. Ausserdem ist das Priesterseminar Lugano vor einem Jahr auch gerade in neue Räumlichkeiten mitten in der Stadt umgezogen. Es ist ein Zentrum entstanden, welches auch ausstrahlen, für die Leute da sein und Zeugnis geben will. Das war eine tolle Erfahrung. Auch für ein Kloster ist die «Vernetzung» in der Kirche bzw. in diesem Fall bei den räumlichen Nachbarn sowie die Erfahrung, wie die pastorale Tätigkeit in den Pfarreien verläuft, eine nützliche Erfahrung.

Inzwischen bin ich aber für die Ausbildung «weitergezogen». Fortsetzungs-Bericht folgt.

Br. Paul Tobler

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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