Apple oder nicht Apple? Das ist hier die Frage – Teil 1

Letzte Woche ist mir das Schreckliche passiert, jenes wovon man sich stets fürchtet. Ich habe versehentlich ein Glas Wasser über mein Macbook verschüttet. Schockmoment; Wie der Blitz ab zum Spezialisten für die Datensicherung. Doch die eigentliche Problematik kam erst danach. Denn nun hiess es ein neues Laptop zu kaufen und die Frage war; Apple oder nicht Apple?

Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass dies ein ziemlich einfacher Entscheid sein wird. Schliesslich war ich seit mehreren Jahren treue Apple-Userin. Doch nun war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich noch bei Apple bleiben wollte, da die Konkurrenz ähnlich gute oder sogar bessere Produkte hat.

Weshalb fällt es mir aber grundsätzlich so schwer eine Entscheidung zu treffen in diesem Bereich? Diese Frage beschäftigte mich und ich reflektierte mein Kaufverhalten gründlich und entdeckte darin keine direkte Religion aber ein religiös anmutendes Verhalten.

Einmal Apple-Jünger immer Apple-Jünger.

So oder so ähnlich könnte man Personen beschreiben, die Apple benutzen. Vom Ipod und Macbook zum Iphone und Ipad. Man besitzt alles und es ist schwer sich wieder loszureissen. Es nimmt schon fast ideologische Züge an, wenn man darüber referiert, warum Apple nun einmal das Beste ist. Selbst wenn man sonst in technologischen Dingen eher rational getrimmt ist. Penibel achtet man/frau auf das Preis-Leistungsverhältnis oder die Kompatibilität mit anderen Geräten. Beim Apple-Kauf überwiegen jedoch eher die Emotionen. Man fühlt sich einer bestimmten Community angehörig und streitet mit nicht Apple-Usern über die eine wahre Computer/Handy und Tablet-Ideologie. Man hat das Gefühl eine bestimmte Wahrheit zu kennen, die den anderen bis anhin noch verwehrt ist. Man erkennt sich, im alltäglichen Gebrauch an der Universität beispielsweise, man gehört dazu, zum auserwählten Apple-Club.

Ich selber habe vor gut 8 oder 9 Jahren damit angefangen. Zuerst ein Ipod, aufgrund des Rates meines Bruders und auch weil es hip und modern war. Im Jahr 2007/2008 konnte man noch als individuell durchgehen, wenn man Apple nutzte und zudem war der Ipod damals noch richtig innovativ. Dann kam der Entscheid fürs Macbook, danach Iphone und schliesslich für die Uni das Ipad. Einmal in den Apple-Club eingeführt habe ich nie meine Entscheidungen bezüglich dieser Käufe reflektiert. Bis zu diesem Moment, als ich wiederrum vor einem neuen Kauf stand. Mein Umfeld riet mir zu einem Nicht-Apple Gerät. Ähnlich wie bei einer religiösen Gemeinschaft, deren Kreis sehr exklusiv ist, braucht es eine Person von aussen, die neue Einflüsse einbringt. Alleine hätte ich es wohl nicht aus der Apple-Spirale geschafft bzw. diese überhaupt in Frage gestellt.

Aber woher kommt das?

Es liegt wohl unter anderem an der PR-Strategie des Konzerns. Welche nicht oft einen Hauch von Religiosität aufweisen. Beispielsweise wenn ein neues Produkt promotet wird, erinnert mich die Darstellung an einen Freikirchen-Gottesdienst, in dem der Pfarrer auf eine Bühne steht, mit Mirko seine Lobpreisungen in einem derart überzeugten Enthusiasmus von sich gibt, dass das ganze Publikum mitschwingt. So ähnlich sieht es auch bei Apple aus, als Steve Jobs und neu Tim Cook ihre Iphones, Ipads und Macs vorstellen. Schlicht gekleidet betreten sie die Bühne und preisen ihr neues Produkt an. Man lacht, man weint, es ist rundherum eine einzigartige Erfahrung.

Auch das Logo selber –  ein angebissener Apfel – könnten einen zum Gedanken verleiten, dass dies möglicherweise eine Anspielung auf den berühmt berüchtigten Apfel aus dem Garten Eden ist, der den Menschen das Wissen brachte. Mit ihrem Slogan «think different» könnte dieser Verdacht sogar noch verstärkt werden.

Die Werbungen sind so konzipiert, dass sie die Emotionen ansprechen. Die Technik wird in den Werbespots so präsentiert, dass sie ein Lebensgefühl vermitteln, ein «Ich bin auf dem richtigen Weg» und «ich gehöre dazu» Das «Ich» wird dank einem Apple-Produkt zu einem Wir – und das weltweit – eine Gemeinschaft. Untermalt wird es mit soften nachdenklichen Klängen oder einem gute-Laune Song. Nach der Werbung will man dazu gehören und man ist überzeugt vom schlichten und schönen Design. und dann?

Und dann ist man drin gefangen, denn die Produkte sind so konzipiert, dass sie zwangsläufig andere Apple-Produkte brauchen, beispielsweise HDMI-Aufsätze oder jetzt neu fürs Iphone 7  – die Earpods. Und man kauft und kauft und ist drin und ist überzeugt davon.

Und der Ausstieg? An diesem Punkt befinde ich mich gerade. Mein Macbook, welches mir über 6 Jahre gut gedient hat ist kaputt. Kauf ich nun ein Neues? Oder entscheide ich mich gegen den Konzernriesen und versuche auszusteigen, meine Individualität wieder zu finden? Ganz ehrlich? Ich weiss es noch nicht. Sich aus einer Community zu lösen, ist stets ein schwieriges Unterfangen. Und die übrigen Apple-Jünger flüstern mir auch zu; bleib doch bei Apple – es ist das Beste, was es gibt.

Rebekka Rieser

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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