In heiliger Mission mit Lara Croft

Ich habe mich schon früher mit dem Thema Religion in Videospielen beschäftigt und freue mich stets, wenn ich neuen Mythologien, Symbolen oder göttlichen bzw. Jenseits-Missionen begegne. Beim neusten Tomb Raider Spiel «Rise of the Tomb Raider» wird man direkt in eine religiöse Welt hineingeworfen. Das Ziel im Spiel ist es, die verschollene göttliche Quelle des ewigen Lebens zu finden. Diese steht in einem Zusammenhang mit einer verlorenen Stadt, einer geheimen Zivilisation und einem Propheten samt Kult darum herum. Lara Croft begibt sich auf diese Suche , weil ihr Vater, ebenfalls um das Geheimnis der Quelle bemüht, zu seiner Zeit stets von der Welt ausgelacht und verachtet wurde. Lara will darum den Ruf des einst respektierten Archäologe wiederherstellen.

Der Titel ist Programm. Nach einer dramatischen Episode im Gebirge findet man sich in Syrien wieder. Dort sucht man nach dem Grab des Propheten und nach den ersten Hinweisen für das Versteck der Quelle. Auch mit den Bösen trifft man in Syrien erstmals zusammen. Eine Organisation namens Trinity (Dreifaltigkeit), die die Quelle für ihre Sache benutzten möchte. In der ersten Begegnung mit Konstantin, dem Anführer der Trinity, bemerkt der aufmerksame Spieler die Stigmas an seinen Händen. Spektakulär und knapp entkommt man dem Tod und reist wieder zurück nach London, bevor man sich dann schliesslich auf die Mission ins kalte Sibirien begibt. Dort sammelt man fleissig Hinweise und kommt dem Geheimnis um den Propheten und der Quelle immer mehr auf die Spur. Natürlich muss man einigen Widerlichkeiten, wie wilden Tieren, schwierigem Gelände oder Trinity trotzen.

Etwas später lernt man den Verbündeten Jacob kennen. Dieser lebt mit seinem Volk zurückgezogen in den Bergen. Er beschützt das Geheimnis der Quelle und die versteckte Stadt gegen die Kommunisten und Trinity seit jeher. Schliesslich weiht er Lara in seine Aufgaben ein.

Zum Schluss ist ihnen Trinity ziemlich dicht auf den Fersen. Zusammen mit Lara begibt man sich darum in die eisigen Höhlen eines riesigen Gletschers zur sagenumwobenen Stadt Kitezh. Dort versucht man die göttliche Quelle vor dem Feind zu schützen.

Das Ende des Spiels habe ich noch nicht ganz erreicht. Doch die religiöse Symbolik, Anspielungen und Parallelen faszinieren mich sowieso fast noch mehr. Nicht nur das Rätsel und Antrieb der Story – die heilige Quelle – bietet einen religiösen Hintergrund an, sondern auch Schauplätze, Architektur oder die Figuren an sich. Beispielsweise Konstantin, der sich als Gesandter Gottes versteht und Gott und dessen Namen wohl mit der Figur des Kaisers Konstantin der Grosse in Verbindung gebracht werden kann. Konstantin der Grosse wurde als Förderer des Christentums betrachtet, Konstantin von Trinity kann als das personifizierte Christentum im Spiel interpretiert werden. Oder auch Lara Crofts Verbündeter Jacob, der als ewiglebender Stammesführer einige Parallelen zu Jakob oder Jakobus aus der Bibel bildet. Und natürlich die Hauptstory an sich, welche sich an religiösen Mythen und Begriffen bedient und diese von den Machern audiovisuell eindrucksvoll in Szenerie gesetzt werden. Man kann nach Dokumente, Gegenstände und Bilder des Propheten suchen, die Aufschluss über seine Beziehung zu Gott, seine Jünger/ seinem Volk oder seine Ideologie geben.

Es verwundert nicht sehr, dass Religion/religiöse Geschichten als Inspiration für Adventure-Games dienen. Lässt sich dadurch doch stets etwas Geheimnisvolles kreieren und kann man sie an jegliche Verschwörungstheorien der Menschheit anknüpfen.

Trotzdem müssen Entwickler den Umstand bedenken, dass sie auf ein gewisses religiöses Anknüpfungspotenzial beim Spieler angewiesen sind, damit die Story ihre volle Wirkung entfalten kann und den schmalen Grad zwischen; «Konfliktpotenzial Religion» und «Quelle für Fantastisches und Spannendes» meistern.

Gerne hätte ich einmal ein Interview mit dem Entwicklungsteam bzw. Rhianna Pratchett von Crystal Dynamics durchgeführt, um zu fragen, woher die Gewissheit kommt, dass Dinge wie Trinity, die Figuren Konstantin oder Jacob und Stigmas von der breiten Masse in der richtigen Weise decodiert werden. Dass diese Codes als  Bedingung für eine attraktive Story und nicht als lästige Christianisierung empfunden oder im Gegenteil als Blasphemie empfunden wird. Weshalb üben Religion & Mythen auch im Jahr 2016 eine genug grosse Faszination auf Jugendliche, junge Erwachsene und Langzeitgamers aus? Sie begeistern so sehr, dass man daraus Kapital schlagen kann, obwohl in den Medien religiöse Themen polarisieren, politisieren und viele sich davon bedrängt und übersättigt fühlen. Und schliesslich frage ich mich auch, ob die Spielentwickler einen Nutzen darausziehen, eine gewisse religiöse Bildung voranzutreiben.

Natürlich ist mir klar, dass es für das Spielvergnügen nicht nötig ist ein Religionsmaniac zu sein. Jegliche religiöse Semiotik zu erkennen und zu bewundern, brauchts selten. Das Spiel bietet auch sonst genügend Faktoren, weshalb man es mögen wird. Einerseits gefällt mir die Grafik wirklich sehr; die visuelle Umsetzung ist einfach schön. Die Vielfalt der unterschiedlichen Missionen und Handgriffe, die man ausführen kann, überzeugen. Vom Jagen, Sammeln und Kämpfen übers Tauchen, Rätseln und Klettern ist alles enthalten. Anderseits fasziniert die starke weibliche Hauptfigur ungemein. Die Entwicklung der Tomb Raider-Serie ist sehr positiv. Ist Lara Croft früher oft einer starken Sexualisierung zum Opfer gefallen, wird sie nun realer, feministischer und menschlicher inszeniert. Eine Figur mit der man sich gut identifizieren kann und die Lust auf weitere Spiele übers Aufdecken von Rätseln und verlorener Mythen macht.

Infos:

Erstveröffentlichungen: Das Spiel ist seit 2015 für die XBOX One erhältlich, seit Januar 2016 für PC, am 4.Oktober 2016 wird es für die PS4 erhältlich sein

Studio: Crystal Dynamics

Genre: Action-Adventure

Modus: Einzelspieler

Altersfreigabe: PEGI 18 / USK 16

Rebekka Rieser

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.blogs-kath.ch/in-heiliger-mission-mit-lara-croft/