Adieu Altersheim

Vor Kurzem sind 25 sympathische Seniorinnen und Senioren wieder aus unserem Klostergebäude ausgezogen, nachdem sie  für fast zwei Jahre unsere «Mitbewohner» waren. Sie sind, mit Pflege- und Administrations-Personal, wieder zurückgekehrt ins frisch renovierte Dorfpflegeheim. Für die Dauer des Umbaus hatten sie als Provisorium einen freistehenden, separaten Teil des Klosters bezogen. Ein spannendes Projekt mit ungewöhnlichen Gastgebern und ungewöhnlichen Gästen: «Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus» (Benediktsregel 53,1).
Als der Bezug des Klosters vor zwei Jahren bevorstand, wussten die betagten Männer und Frauen teilweise nicht so recht, wie das wohl werden würde, wenn sie plötzlich bei den «Paders» am Hang oben einquartiert wären. Ein Gedanke, auf den sie vorher wohl nie gekommen wären, auch wenn es sich bei vielen von ihnen um fromme, mit dem Kloster und Marienheiligtum verbundene Einheimische handelte. Eine «Cuntrasts»-Sendung des Romanischen Fernsehen dokumentierte dies schön. Nachdem der Umzug vollzogen war, wurde es jedoch schnell alltäglicher – und man merkte beidseitig, dass es eigentlich ganz gut funktionierte und viel Schönes bot.
Man sah und grüsste sich freundlich in den Gängen, wo es Berührungspunkte gab. Hie und da feierten wir gemeinsame Anlässe, welche immer sehr schön und sympathisch waren, wie am 1. August und am Stefanstag. Natürlich kamen auch Verwandte und Bekannte regelmässig zu Besuch und somit hinter die Klostermauern, so dass der betroffene Bereich deutlich öffentlicher wurde. An speziellen Klosterfeiertagen war es für die Pensionäre eine günstige Ausgangslage, feierliche Prozessionen oder Höhepunkte wie die Abtsbenediktion trotz körperlichen Einschränkungen aus bester Nähe mitverfolgen zu können. Und natürlich gab es auch noch den täglichen Rosenkranz und regelmässige Heilige Messen für sie und ihre Angehörigen bei der «Nossadunna» in der Marienkirche.
Vor dem Abschied trafen sich Gäste und Gastgeber zu einem letzten gemeinsamen Apéro. Die Gefühle waren gemischt: Vorfreude auf ganz neue, moderne Räumlichkeiten. Abschied von Kloster, Mönchen und den schönen Andachtszeiten. Abschied von unseren Gästen, welche uns durch ihre Anwesenheit auch immer wieder auf verschiedene Weise beschenkt hatten: «…Christus, der in Wahrheit aufgenommen wird» (Benediktsregel 53,7).

Br. Paul Tobler

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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