Kirche heimlicher Star am Kilchberger Schwinget

Schwingen ist ein Schweizer Nationalsport. Der exklusivste Anlass findet aber nicht im Berner Oberland oder in der Innerschweiz statt, sondern vor den Toren Zürichs in Kilchberg. Am Wochenende wurde der traditionelle Kilchberger Schwinget zum 17. Mal seit 1927 durchgeführt. Neben gleich drei Siegern war die Kirche der heimliche Star des Anlasses. 

In Kilchberg nehmen sich die «Bösen» seit 1927 an den Hosen und werfen sich auf den Rücken. Der Wettkampf hat Tradition: Der Kilchberger Schwinget wird nur alle sechs Jahre durchgeführt, eingeladen werden nur die 60 besten Schwinger. Vor Ort zuschauen darf nur, wer zum Anlass eingeladen wird. Speziell ist zudem, dass der Eintritt nichts kostet. Die Veranstalter bezeichnen den Kilchberger denn auch mit einem gewissen Recht als «exklusivstes Schwingfest der Schweiz». 

Namensgeber der Gemeinde 

Der Einzug der Athleten und das Singen der Nationalhymne hat am Kilchberger Schwinget Tradition. Doch bei der Live-Übertragung auf SRF wurde anschliessend klar, dass die Kirche der heimliche Star am Anlass war. Der sechsfache Schweizer Meister und Eishockey-Nationaltorhüter Lenoardo Genoni ist in Kilchberg aufgewachsen und durfte dem Publikum den Namensgeber der Gemeinde vorstellen – die Kirche: «Dir Kirche steht zuoberst auf dem Berg und thront über die Gemeinde. Die reformierte Kirche wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Mit einem Durchmesser von fünf Metern ist das Zifferblatt von Kilchberg das drittgrösste in Europa. Allein der Minutenzeiger ist 3.3 Meter gross und legt im Jahr eine Distanz von über 130 Kilometern zurück. Das ist so weit wie von Kilchberg bis zum Bundeshaus.» Kein Wunder war auch Pfarrerin Sibylle Forrer als Gast zum Schwingfest geladen. Schmunzelnd schrieb sie auf Facebook: «Ich bin ja eigentlich nur aus einem Grund Pfarrerin in Kilchberg geworden…  Vielen Dank für einen fantastischen Kilchberger Schwinget!»

Die Kilchberger Turmuhr 
Das Kilchberg Uhrwerk wurde 1898 durch die Firma Mäder in Andelfingen installiert, nachdem das jahrhundertealte Kilchberger Geläut schwer beschädigt war und ersetzt werden musste. Das Uhrwerk steuert das Schlagen und Läuten der Glocken. Alle Zeitangaben, wie Viertelstunden- und Stundenschläge, werden von einem Hammer auf die Glocke «geschlagen» und so zum Tönen gebracht. Anders verhält es sich beim Läuten, wie zum Beispiel das Betzeit-, Vesper- oder Abendläuten: Da werden die Glocken durch einen Motor in Bewegung gesetzt und schwingen hin und her, der Ton wird dann vom Klöppel erzeugt, der bei der schwingenden Glocke links und rechts an die Glockenwand aufschlägt. Den Platz hat als drittgrösstes Turm-Uhr-Zifferblatt mit fünf Metern hat Kilchberg übrigens hinter der Kirche St. Peter in Zürich, die mit 8,5 Metern das grösste hat, gefolgt von Big Ben in London mit sieben Metern.

Erhaltung der Kirche
Die Kirche ist nicht nur hoch am Berg platziert, sondern soll auch der Bevölkerung dienen. Die letzte Gesamtrenovation der reformierten Kirche in Kilchberg fand in den Jahren 1994/96 statt. Der damalige Präsident der Kirchenpflege, Ulrich Hartmann, schloss bei der Einweihungsfeier der neu renovierten Kirche sein Grusswort: «Möge die Kirche im neuen Gewande Ihnen, liebe Kilchbergerinnen und Kilchberger sowie allen Besuchern nicht nur als Bauwerk gefallen, sondern auch als Gotteshaus einer aktiven Gemeinde dienen und in Erinnerung bleiben.»

Markus Baumgartner

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