Der kostenlose Zollitag thematisiert Armut

Armen Menschen eine Freude bereiten und gleichzeitig auf die benachteiligten hinweisen: Der kostenlose Zollitag in Basel macht das möglich. Initianten sind vier Geschwister, deren Vater als Blaukreuz-Jugendarbeiter gearbeitet hatte. Der christliche Glaube ist auch die Motivation der Organisatoren. 

Für viele ein unbezahlbarer Luxus: ein Zollibesuch mit der Familie. Es waren vier junge Studierende, die bei einem Besuch des gigantischen Miniatur-Wunderlands in Hamburg auf ein Angebot stiessen, das sie zu ihrem Projekt mit dem Basler Zolli inspiriert hat: Einen Tag mit Gratiseintritt, kostenloser Anreise und Verpflegung sowie Give-Away für Armutsbetroffene. Begleitet wird die Aktion von Informationen rund ums Thema Armut, schreibt das Online-Portal bajour.ch. Ein regulärer Zolli-Eintritt kostet für Erwachsene 21 Franken, für Jugendliche zwischen 16 und 24 Jahren 15 Franken, für Kinder zehn Franken. Familien mit Kindern können von Familienkarten für 43 Franken profitieren. Doch selbst dieser Preis kann für Armutsbetroffene einen hohen Eingriff in die Haushaltskasse bedeuten. 

Etwas gegen Armut unternehmen

Die Idee des Zollitags entstand aus dem Jugendprojekt Mittagsfrisch in der Region Laufental-Thierstein. Das Team vom Zollitag erhofft sich, damit die Solidarität gegenüber den finanziell schwächeren Menschen in der Schweiz fördern zu können, schreibt die «bz – Zeitung für die Region Basel». Die Eintrittskarten sind mit drei Fragen versehen, die der Selbstdeklaration dienen. Die Besucher sollen erzählen, ob sie sich den Zolli-Besuch zu regulären Preisen leisten können oder nicht. «Wenn nicht, gibt es die Gratisverpflegung, und wenn die Leute ehrlich sind und sagen, sie können es zahlen, gibt es als Belohnung für die Ehrlichkeit ein Wasser», sagt Vereinssprecherin Ursula Ammann. «Es soll in Zukunft weitere ähnliche Aktionen geben. Wir wollen die Leute inspirieren, auch etwas gegen Armut zu unternehmen und hoffen, dass der Grundgedanke von Solidarität weiterlebt.

An erster Stelle steht jedoch ein unvergessliches Erlebnis für die Betroffenen.»Das christliche Engagement wurde von den Organisatoren zurückhaltend betont. Da der Zoo Basel der politischen und religiösen Neutralität verpflichtet ist, war es ein Anliegen der Direktion, dass die Organisatoren sich diesbezüglich diskret verhalten. 

Angebot kommt an

In der Schweiz sind rund acht Prozent der Bevölkerung von Armut betroffen. Das Spektrum sei gross, sagt Ursula Ammann. Schwierig sei auch die soziokulturelle Armut, die den Betroffenen die Teilnahme an so Vielem verunmögliche: «Das fängt bei der alleinerziehenden Mutter an, die sich keine Turnschuhe sowie keine Finken leisten kann. Familien können nicht in den Zoo, weil es zu teuer ist.» Die vorerst einmalige Aktion fand am 21. August statt und wurde von über 5000 Personen genutzt. Nicht ausgeschlossen, dass aus dem Projekt eine neue Tradition entsteht. Der Zolli bietet jedenfalls Hand, wie Sprecherin Tanja Dietrich zu bajour.ch sagte.

Der Zollitag kann nur stattfinden, weil viel unentgeltliche Arbeit geleistet wird und der Zoo keinen Eintritt verlangt. Zudem gibt es Sponsoren wie das Migros-Kulturprozent, einem Spital und einer Krankenkasse. Die Tickets werden von den Organisatoren am Eingang verteilt. Überprüft, ob jemand wirklich Anspruch darauf hat, wird nicht. «Wir werden an die Ehrlichkeit appellieren», sagt Vereinspräsident Jerry Ammann. Studien hätten zudem gezeigt, dass auf Ehrlichkeit basierende Projekte eine kleine Missbrauchsquote aufweisen würde. 

Herzlich, Markus Baumgartner

Markus Baumgartner

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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