Köln, Chur – kirchliches Kontrastprogramm

Derzeit im Bistum Köln zu Gast, konnte ich die Folgen der Veröffentlichung des Gutachtens zur Vertuschung von sexuellem Missbrauch letzte Woche recht direkt erleben: Eine Erschütterung ging (und geht) durch Menschen in meinem Bekanntenkreis. Seelsorger, Weihbischöfe, mit denen sie zum Teil schon lange verbunden sind, die sie als zugewandt im Leben und Arbeiten mit sozial Ausgegrenzten erlebt haben, von denen wird jetzt klar, dass sie ihre Pflichten verletzt haben, wo es um Priester ging, die im Verdacht standen, Menschen sexuell missbraucht zu haben. Das ist schwer, und schmerzhaft. Wobei wichtig ist, das ungleich grössere Leid der Opfer nie aus den Augen zu verlieren.

Und fast zeitgleich zu Freistellungen und Rücktrittsangeboten in Köln wurde in Chur der neue Bischof geweiht. Der seinen bischöflichen Segen erst geben wollte, nachdem er den Segen der Gemeinde empfangen hatte. Ein Mann, von dem ich gehört habe «Ich muss sagen, das sich meine Meinung zum Thema Missbrauch um 180 Grad geändert hat.» Das macht Hoffnung. Während in einem Dorf in Franken Unterschriften gesammelt werden für einen rechtskräftig wegen Missbrauchs verurteilten Priester – dort können Menschen offenbar nicht verstehen, dass auch ein guter, beliebter Seelsorger Täter sein kann. Bischof Bonnemain hat das wohl verstanden. Und auch in Köln haben Menschen verstanden. Vertuscher sind keine Missbrauchstäter, trotzdem müssen sie Verantwortung übernehmen für das, was sie (nicht) getan haben. Deshalb machen mir auch die Vorgänge in Köln, so unterschiedlich sie von Chur sind, Hoffnung. Die Kirche bewegt sich doch. Und diese Bewegung wird kaum mehr aufzuhalten sein.

Karin Reinmüller

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.blogs-kath.ch/koeln-chur-kirchliches-konstrastprogramm/