Ruhe für alle: Seit 1700 Jahren ist der Sonntag arbeitsfrei

Der freie Sonntag feiert Jubiläum: Vor 1700 Jahren verfügte Kaiser Konstantin per Edikt den ersten staatlichen Schutz des arbeitsfreien Sonntags der Geschichte. Der Sieben-Tage-Rhythmus hat sich seither bewährt und die Sonntagsruhe ist im Grundgesetz verankert. Der Sonntag ist kein Tag zum Schuften. Er gehört der Ruhe, dem Glauben, der Familie, der Geselligkeit und der Erholung. 

«Der Sonntag ist ein Wert an sich. Er ist die Säule des Gemeinwohls und der Tag für die Gemeinschaft. Das finden Sie auch begründet in der Psychologie, der Medizin oder Soziologie», sagt die Sozialpsychologin Gudrun Nolte zum Deutschlandfunk . Das Entscheidende ist die Regelmässigkeit in einem Takt, der geeignet ist, das Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft zu prägen und diese Gemeinschaft als Gemeinschaft auch zusammenzuhalten.

Historisch betrachtet geht der Sonntag auf die Verwurzelung im Judentum zurück. Sie feiern den Sabbat als arbeitsfreien Tag. Bei den Christen wurde es dann der erste Tag der Woche der Tag der Auferstehung nach dem Sabbat. Aber er war noch nicht arbeitsfrei: Erst vor 1700 Jahren am 3. März 321 erklärte Kaiser Konstantin den Sonntag zum allgemeinverbindlichen Ruhetag für die Stadtbevölkerung im Römischen Reich. Seit dann kann der Sonntag auf staatlichen Schutz zählen. Die Geschichte des Sonntags beleuchtet auch ein Videoclip des «Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt» auf YouTube.

Politische Absicht des Sonntages

300 n. Chr. lebten im Römischen Reich mehr als sechs Millionen Christen. Das entsprach etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Der römische Kaiser Diokletian (284-305 n. Chr.) sah darin eine Bedrohung für das auseinanderdriftende Weltreich.  Deshalb erliess er 303 n. Chr. die bislang umfangreichsten Verordnungen zur Eindämmung des Einflusses der Christen. Nach seinem Tod blieben die nachfolgenden Mitkaiser dieser harten Linie der Ausrottung des Christentums treu.

Der Platz der Christen im öffentlichen Leben konnte jedoch nicht dauerhaft zurückgedrängt werden. Das führte zur Einsicht, die Verfolgungen aufzugeben. Im Westen des Reiches beendeten die Mitkaiser Konstantin und Licinius 313 n. Chr. im sogenannten «Mailänder Toleranzedikt» alle Christenverfolgungen. Sie erkannten die christliche Religion als gleichberechtigt an, liessen das konfiszierte Eigentum zurückgeben und zerstörte Kirchen wiederaufbauen. Konstantin schien davon überzeugt, dass die hohe Moral, das Rechtsempfinden und die Werte der Christen einen wesentlichen Beitrag für den Zusammenhalt des Reiches leisten könnten.

Ruhetag mit zentraler Bedeutung

Der Sonntag bildet als «allwöchentliches Osterfest» (Augustinus) den Anfang und ersten Tag der Woche. Christen gestalten ihn bewusst als besonderen Tag der Ruhe, der Gemeinschaft und des Gottesdienstes. Warum gerade jetzt das historische Jahr 321 wieder so stark betont wird? Johannes HartlappDozent für Kirchengeschichte an der Theologischen Hochschule Friedensau erklärt: «Mir scheint, dass in einer globalen Gesellschaft, in der immer mehr traditionelle Werte auf dem Altar der Gewinnmaximierung geopfert werden sollen, der wöchentliche Ruhetag einen Wert darstellt, dessen Bedeutung erneut ins Gedächtnis gerufen werden soll.»

Markus Baumgartner

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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