Status confessionis

Ein solcher liegt bei uns Menschen gelegentlich, aber hoffentlich nicht zu häufig vor, denn er fordert, überfordert und separiert, in extremis auch von einer Mehrheitsmeinung, manchmal auch von Menschen, die man mag und mit denen vieles verbindet. Und trotzdem ist es wohl nötig, um der Selbstachtung willen, dass dies geschieht.

Bei mir sind es seit ewigen Zeiten zwei ethische und eine religiös-historische Fragestellung, die ich als wichtigsten Kern meines s.c. betrachte: Die Fragestellungen um Anfang und Ende des Lebens, konkret die um die Legitimität der Abtreibung und die der Sterbehilfe und diejenige um das Existenzrecht des Staates Israel. Ich habe dabei immer wieder überprüft, ob meine diesbezüglichen Grundthesen Stand halten können vor dem, was mein Denken primär prägt, der Erkenntnislehre der Herren Kant und Wittgenstein und der Ethik des Rabbi Jesus aus Nazareth.

Hier äussere ich mich inhaltlich zur dritten Fragestellung, in der es ja gerade auf diesem Medium wieder zu einem Disput gekommen ist. Ich versuche dies auch einigermassen abschliessend zu tun, um nicht weiterhin rechtfertigen zu müssen. Denn Neues ward in dieser Frage schon lange nicht mehr gesagt oder gehört!

Das Faktum: Erez Israel, biblisch-historisch gesehen, kann relativ klar definiert werden. Es ist das Land zwischen Mittelmeer und Jordan, zwischen Sinai und Hermon. Ob die Landnahme so kriegerisch, wie es das Buch Josua beschreibt, erfolgt ist, wird historisch bezweifelt. Vielmehr siedelten in diesem Gebiet nomadisierende Stämme, auch solche, die in Ägypten versklavt gewesen waren. Es entsteht in diesem Lebensraum die wohl erste stabile monotheistische Religion der Menschheitsgeschichte, die mit ihrem Gottesbild, ihren heiligen Schriften, ihren heiligen Stätten (an denen Gotteserfahrungen gemacht wurden) und insbesondere mit dem Tempel in Jerusalem als Zentrum der religiösen Praxis so ab 900 vor Christus das ausmachen, was wir bis heute Judentum und Israel nennen, unsere Mutterreligion. Der apokalyptische Wanderprediger Jesus aus Nazareth war Jude, wäre heute Israeli.

Die Entwicklung: Genau die Menschen, die dieser bis heute klein gebliebenen (weil nicht offensiv missionierenden) und schon sehr früh einen klar liberalen Flügel aufweisenden Religion angehören, wurden zu den Opfern der modernen Menschheitsgeschichte überhaupt. Seit über 2500 Jahren wurde und wird ihnen von politisch und religiös zahlenmässig überlegenen Mächten (Babylonier, Römer, britisches Empire, Osmanisches Reich; Christentum, Islam) das Recht auf ein eigenes Land, auf das Leben der eigenen Identität, ja die Daseinsberechtigung abgesprochen. Sich ständig wiederholende Vertreibung, Progrome, Ghetto, Holocaust, Terror von Hamas und Hizbollah, eine nicht endende Kette.

Die Folgerung: Wenn eine religiös-rassische Gruppe ein Recht auf ein eigenes Land hat, dann das Judentum. Und nämlich auf das eigene kleine Land mit dem integralen religiösen Zentrum Jerusalem als Hauptstadt, mit dem Tempelberg, mit den heiligen Stätten der Ahnen.
(Schon absurd: Es käme niemand auf die Idee, in Wittenberg einen zweiten Vatikan zu errichten; Medina von Mekka abzukoppeln und zu internationalisieren; dem Vatikan gegenüber eine riesige Moschee zu bauen; die Kreml-Kirche wieder zu profanieren – beim Judentum aber von weitaussen Rechts bis weitaussen Links – vgl. J.Corbeyn – keine Skrupel dieser Art!)

Heinz Angehrn

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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