Wann ist ein Massaker ein «Massaker»?

«Ihre zeitlichen Intervalle mit antiisraelischen Gift-Anschlägen werden ja immer kürzer.» So liebevoll hat unser lieber Kari auf meinen letzten Blog zum Thema Israel-Palästina reagiert. Damit er Recht bekommt, habe ich nun das Intervall verkürzt.

Wenn ein Massaker kein Massaker ist …

In einem seiner Kommentare zu meinem Blog über das Massaker von Deir-Yassin, das im Rahmen der Kämpfe zur Staatengründung Israels stattgefunden hat, leugnet Kari, dass es ein solches gab. Ganz anders tönt es in einem informativen Artikel des britischen Socialist Workers von 2018:

Hier heisst es über die damaligen Angriffe auf das erwähnte Dorf: «Die angreifenden Milizionäre gingen von Haus zu Haus, warfen Granaten hinein und brachten alle um, die sie dort vorfanden. Gefangen genommene Einwohnerinnen und Einwohner Deir Yassins wurden in einer Reihe aufgestellt und starben im Kugelhagel der Maschinengewehre, ganze Familien wurden vor ihrer Haustür umgebracht.»

«Wie ein russisches Pogrom»

Und weiter: «Nach dem Morden wurden die Leichen gestapelt und verbrannt. Eine Gruppe von 25 Männern und Jungen wurde triumphierend auf Lastwagen durch die Strassen von Jerusalem gefahren und anschliessend in einem Steinbruch umgebracht. Als Mordechai Gichon, Offizier der jüdischen Armee Haganah, zu der Ortschaft kam, erinnerte ihn die Szene an die Verfolgung der Juden im 19. Jahrhundert in Russland: ›Wenn man in einen Zivilistenort kommt und überall liegen Leichen herum, dann sieht es aus wie ein Pogrom’, sagte er Jahrzehnte später. »Wenn die Kosaken in jüdische Stadtviertel einbrachen, dann dürfte das wohl ähnlich ausgesehen haben wie hier.’(Quelle: Artikel »Testimonies From the Censored Deir Yassin Massacre« aus der israelischen Tageszeitung Haaretz).»

Weiter wird im Artikel des Socialist Workers nachgewiesen, wie israelische Kämpfer sich vorerst ihrer (Schand!)Taten rühmten, diese aber später abstritten. Ein Beispiel: «Obwohl er immer leugnete, dass dieses Massaker überhaupt stattgefunden hat, erklärte der Kommandeur der Lehi, Yehoshua Zettler, in einem Interview mit Shoshani im Jahr 2009: ›Ich würde nicht behaupten, dass wir sie mit Samthandschuhen angefasst haben. Sie rannten wie die Katzen davon. Wir haben in jedes einzelne Haus Sprengstoff geworfen und sie liefen, so schnell sie konnten. Eine Sprengung und weiter, eine Sprengung und weiter, innerhalb weniger Stunden war die halbe Ortschaft ausgelöscht.’»

Uns so was soll kein Massaker sein?

Und grundsätzlich betr. Kommentare zu meinem Blog: Im Gegensatz zu meinen Kritikern, die mir dauernd Lügen vorwerfen, bezichtige ich niemanden der Lüge. Man hat halt andere Sichtweisen! Aber doch: Wem kann man in unserem Zusammenhang mehr glauben: einem kommentierenden Urner oder einem hohen jüdischen Militär, der sich seiner Beteiligung an einem Massaker rühmt?

«Opfer wurden Täter»

Zum Schluss noch zwei Sätze, die ein sehr besonnener Jude geschrieben hat: der US-Amerikaner March H. Ellis, renommierter Professor in New York:

«-Im Zentrum des Kampfes um Glaubwürdigkeit als Jude liegen das Leiden und die Befreiung des palästinensischen Volkes.

Als Nicht-Jude würde man es nicht wagen, den letzten zitierten Satz zu formulieren. Aber wer kann behaupten, dass er nicht zutrifft?

Keine Kari-Kommentare?

Am Ende seiner beiden umfangreichen Kommentare zu meinem letzten Palästina-Blog schreibt Herr lic. iur. et lic. phil. Stadler Karl: »Ich werde mich in Zukunft nicht mehr auf kath.ch bewegen und diesen Blog auch nicht mehr kommentieren. Man gilt ja ohnehin als Hinterwäldler und als unsolidarischer Schwätzer gegenüber den Benachteiligten.»

Auch wenn Karis wortreichen Entgegnungen mich öfters genervt haben, würde ich es bedauern, wenn er hier verstummte…

Walter Ludin

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.blogs-kath.ch/wann-ist-ein-massaker-ein-massaker/