Wahrhaftigkeit zum (vorläufig) Letzten

Es ist Ihnen, Herr Stadler, zunähst zuzugestehen, dass die Verwendung des Terminus problematisch ist. Denn – aber ist das nicht in der gesamten Philosophie und Ethik jenseits der reinen Mathematik und Logik so? – Termini wie Wahrheit oder eben Wahrhaftigkeit können von unterschiedlichen weltanschaulichen Positionen besetzt und dann auch als Kampfbegriffe gegen eine irgendwie geartete Gegenseite verwendet werden. (Wittgenstein lässt grüssen!)

(Ein eher böses PS: Gerade an der hier im Blog von Kollega Ludin immer wieder angezettelten Polemik gegen den Staat Israel und seinen verzweifelten Kampf um Überlegen und Lebensberechtigung und den dann seinen Beiträgen folgenden Reaktionen kann das Gesagte genau bestens illustriert werden.)

Ich verwende hier den Begriff Wahrhaftigkeit möglichst exakt im neutestamentlich-christlichen Sinn, also als Bestandteil der Rede des Rabbi Jesus vom Gottesreich, das in und mit ihm angebrochen ist. Zu diesem neuen Leben in den Sinnzusammenhängen der Herrschaft Gottes gehört ein Umgang der Menschen miteinander, der folgenden gesellschaftlich bis heute beliebten Taktiken eine klare Absage erteilt, ja sie als Bestandteil des «alten Menschen», der abgelegt werden soll, entlarvt:

Lüge und Verleumdung, aus egoistischen oder von Rache erfüllen Beweggründen, im individuellen Leben
Polemik, Agitation und Propaganda als ihre Geschwister im sozialen Leben
und eben als schlimmstmöglicher Höhepunkt: das bewusste Verschweigen bzw. Verschleiern zugunsten des Wohlergehens der eigenen Institution

«Euer Ja sei ein Ja, Euer Nein ein Nein». / «Ihr seid das Licht der Welt, ihr seid das Salz der Erde.» / «Es gibt nichts, was von außen in den Menschen hineingeht, das ihn unrein machen könnte; sondern was aus dem Menschen herauskommt, das ist’s, was den Menschen unrein macht.» / «Bei Euch aber soll es nicht so sein».
(das soll genügen als Belegtexte)

Nochmals: Es ist etwas anderes, wenn Politiker und Potentaten sich nicht um solche Werte scheren, als wenn es die Vertreter (bewusst nur männlich) der christlichen Kirche tun. Und die Reihe ist lang und geht immer noch weiter: Tebartz-van Elst, Woelki, aber auch alle die Wissenden in Schweizer Ordinariaten, die weggeschaut und weggehört haben, und dass systematisch über Jahrzehnte.

Heinz Angehrn

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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