#SpreadTheWord

Mehrmals täglich checke ich all meine Nachrichten auf den verschiedensten Kommunikationsplattformen, inkl. Social Media. Manchmal geht eine der Nachrichten unter, und manchmal, ja manchmal, da versetzen mich Mitteilungen in eine Art Zeitlupenmodus: Denn da schreiben Teenager aus Krankenhäusern, dass sie ein wenig Ablenkung und Trost brauchen könnten, da finden sich Nachrichten von Menschen, welche Beziehungsprobleme haben oder sich einsam fühlen. Jugendliche senden ihre Gebetsanliegen oder stellen existentielle Glaubensfragen. Kürzlich erreichte mich eine Nachricht, welche folgendermassen endete: «Ist es frech von mir, dass ich dir schreibe? Tut mir Leid.»

Ist das frech? Nein. Das ist genau richtig, sogar sehr gut. Das ist #digitaleseelsorge. Meine Aufgabe als Christin, meine Aufgabe als Seelsorgerin ist es, für die Menschen da zu sein – dort zu sein, wo sie sich bewegen, aufhalten; mich in ihrenLebensräumen zu bewegen. Die Sozialen Netzwerke sind einer dieser Räume. Ich bin davon überzeugt, dass wir nicht drum herumkommen, zu lernen, uns in der digitalen Kultur adäquat zu bewegen, denn nur so können wir in ebendiesem Lebensraum den Dialog suchen. Wenn wir also den Auftrag haben für die Menschen in ihren Freuden, Leiden und Nöten da zu sein, dann sind wir dazu aufgefordert Wege und auch eine angemessene und der jeweiligen Plattform entsprechende Sprache zu finden, um bei und mit ihnen zu sein. Es geht nicht darum, ganze Dogmen und theologische Abhandlungen über irgendwelche kirchenrechtlichen Paragraphen oder kirchengeschichtliche Debatten zu verbreiten. Sondern vielmehr darum, authentisch und nahbar sein Christsein zu leben und eben: zu teilen. Gesicht zu zeigen. Dies gelingt meines Erachtens jedoch nicht, wenn diese Gesichter nicht erkennbar sind, sondern sich bspw. lediglich als «Pfarrei» oder «kirchliche Institution» präsentieren. Ich denke, es ist wichtig, dass, wenn wir künftig über Seelsorge, Verkündigung, Pastoral und Liturgie nachdenken, uns bewusst sein muss, dass sich die Kommunikationsstrukturen verändert haben. Wir müssen berücksichtigen, dass Social Media von persönlicher Kommunikation lebt. Sprich davon, dass Christinnen und Christen mit ihrem persönlichen Glauben sichtbar sind. Wie also verändert sich die Weitergabe der christlichen Botschaft, wenn wir als Institution Kirche dies beachten und in diesem Sinne im digitalen Lebensraum in den Hintergrund treten? Wie also verändert sich die Weitergabe des Evangeliums, wenn wir als Institution Kirche über medienadäquate Verkündigungsformate nachdenken und die einzelnen Menschen selbst mit ihrem Glauben in den Vordergrund stellen? 

Ähnliches proklamiert auch die junge christliche Influencerin Jana Highholder mit über 30000 Instragram-Follower im neusten YouTube-Video von URBN.K (siehe unten): «In den Sozialen Medien finden wir alles. Wenn wir alles dort finden, warum nicht auch die beste Botschaft der Welt?». 

Highholder | (c) URBN.K
Highholder | (c) URBN.K

«Superspreader»

Der Begriff «Superspreader» ist sicherlich inzwischen jeder und jedem bekannt, zwar bisher in Zusammenhang mit der Covid19-Pandemie, dennoch übertrage ich diesen Begriff hier nun um etwas zu veranschaulichen: Marketing Sozialer Netzwerke setzt nämlich genau hier an. Digitale Plattformen leben von Menschen, welche von einer Sache begeistert sind und dies auf ihren Profilen teilen. Allgemeinbekannt ist mittlerweile ebenso, dass jedes Unternehmen einen eigenen Pool sogenannter «Superverbreiter» bedarf, denn diese sind für ein Unternehmen eminent wichtig für deren Umsatz sowie Reichweite. Da stellt sich die Frage: Wer sind die «Superspreader» des Glaubens auf Instagram, Facebook, TikTok, Snapchat, Twitter, YouTube usw.? Hat die Kirche einen Pool «Superverbreiter», welche sich gerne und gekonnt in Sozialen Netzwerken bewegen und eine hohe Reputation haben? Welche Gesichter stehen für die Institution Katholische Kirche der Schweiz auf Social Media? Die junge Freikirchlerin Jana Highholder hat dazu ihre eigenen Antworten und lädt uns alle ebenfalls mit ihrem Statement (siehe Video) dazu ein, über diesen Aspekt der Glaubensweitergabe nachzudenken. 

Highholder | (c) URBN.K
Highholder | (c) URBN.K

Soziale Netzwerke stehen für Partizipation, Interaktion und können durchaus auch ein gemeinschaftsstiftendes Medium sein. Sie stehen für Beziehung und funktionieren nur durch ein Gesicht, welches für gewisse Werte und bestimmte Inhalte authentisch und persönlich steht. Wie im 1. Petrusbrief 3,15 steht, sind wir alle, unabhängig von Funktion, Geschlecht, Alter, Lebensform und Beziehungsstatus dazu aufgefordert – berufen – über die Freude & Hoffnung, welche uns erfüllt, Zeugnis abzulegen. Eben «Superverbreiter» zu sein. Im Vertrauen darauf, dass mehr Menschen davon berührt und dadurch inspiriert werden. Oder wie es Highholder im aktuellen Video von URBN.K – dem neuen, christlichen YouTube-Kanal der Katholischen Kirche Stadt Zürich – formuliert: «Ich glaube tatsächlich, dass diese Botschaft rettet, dass sie Leben um 180 Grad wenden kann.» Wenn also durch ein Post, ein Tweet, eine Story Freude, Hoffnung, Glaube und Liebe verbreitet werden kann, wenn dadurch getröstet und ermutigt werden kann, dann lohnt sich aus christlicher – ja kirchlicher Sicht – jeder einzelne Buchstabe auf Sozialen Plattformen. Also: #SpreadTheWord 

Romina Monferrini

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.blogs-kath.ch/spreadtheword/