Frieden schaffen ohne Waffen

Auch wenn wir es «dank» Corona fast vergessen haben: In unserer Welt gibt es nach wie vor Gewalt, Terror und Kriege. Und noch immer meinen die Tonangebenden der Welt, dies alles mit kriegerischer Gewalt überwinden zu können. Welch ein Irrtum …

Beim «Entmisten» der Abteilung «Frieden» meiner Hänge-Registratur fand ich einen Artikel, geschrieben kurz nach den Terrorakten von 2001. Es gäbe weltweit etwa 1000 Terroristen, hiess es dort. Dann kam der «Kreuzzug» des Mister Bush, z.B. mit dem Einmarsch in den Irak. Der «Sieg» der USA führte (in)direkt dazu, dass der Terror in einem unvorstellbaren Masse wuchs, bis hin zum islamistischen «Staat» und ähnlichen weltweiten Phänomenen mit Zehntausenden von Kämpfern. Eine rechte Hydra: Wenn man ihr einen Kopf abschlägt, wachsen zwei neue nach; oder auch zehn.

Gibt es eine Alternative zu dieser Spirale der Gewalt? Spätestens seit über 100 Jahren, als Bertha Sophia Felicita Freifrau von Suttner, geborene Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau, ihre pazifistischen Schriften veröffentlichte, solle es bekannt sein: Es gibt gewaltfreie Methoden der Konfliktbewältigung. Oder wie es vor einigen Jahrzehnten hiess: Frieden schaffen ohne Waffen.

Hildegard Goss-Mayer, wie Bertha Suttner ebenfalls eine Österreicherin, widmet ihr Leben seit 1953 im Auftrag des Internationalen Versöhnungsbundes der gewaltfreien Konfliktlösung. Vor mir liegt ihr bereits 1976 erschienene Taschenbuch «Der Mensch vor dem Unrecht. Spiritualität und Praxis gewaltloser Befreiung». Inspiriert ist der Inhalt sehr stark von der Bergpredigt Jesu. Gezeigt werden konkrete Versuche, das Konzept der Gewaltfreiheit in die Tat umzusetzen. Es lohnt sich, den Schluss des Vorworts zu zitieren:

«Die angeführten Versuche in unserer Zeit, Jesus Christus, dem gewaltlosen Befreier, zu folgen und durch seinen Shalom unsere Gesellschaft von Grund auf zu verändern, erheben nicht den Anspruch, fertige Lösungen und perfekte Strategien anzubieten. Sie sollen jedoch bezeugen, dass es eine Macht gibt, die stärker ist als die weltumspannenden Gewaltsysteme: die Gemeinschaft von Menschen, die aus der Kraft der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der Liebe leben und dem Unrecht entschlossen und mit letzter Konsequenz gewaltfreien Widerstand leisten. Sie sollen uns helfen, unsere Skepsis, unsern Unglauben zu überwinden, Mut zu fassen für Initiativen und Kampf – und Hoffnung schenken, weil der Eine, ewig Treue uns nicht verlässt.»

PS. Vor etlichen Jahren durfte ich Hildegard Goss-Mayr interviewen. Ich war beeindruckt von der Herzlichkeit dieser mutigen Frau; und noch mehr beeindruckt davon, dass sie damals trotz fürchterlichen Rückenschmerzen zahlreiche Vorträge in halb Europa hielt – und daneben noch Zeit für Interviews fand.

Links:

Walter Ludin

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.blogs-kath.ch/frieden-schaffen-ohne-waffen/