Das Lied des Jahres

Der Song «Jerusalema» bringt Lebensfreude pur und verbreitet sich wie ein Lauffeuer um die ganze Welt. DieMelodie aus Afrika zaubert in düsteren Corona-Zeiten Lächeln in die Gesichter von Alt und Jung. Der Ohrwurm bringt Menschen in Bewegung und begründet einen globalen Trend zum Tanzen. Inhaltlich ist der Song ein Gebet. 

Was dieser Song geschafft hat, ist einzigartig», berichtet die SRF-Sendung «10vor10». Alt und Jung, Arm und Reich, Schwarz und Weiss zaubert die Melodie in trüben Corona-Zeiten ein Lächeln ins Gesicht. Es ist ein eingängiger Mitmach- und Mutmach-Song, der gerade in Lockdown-Zeiten zum gemeinsamen Tanz-Happening einlädt. «Es kam total unerwartet. Ich hätte nie gedacht, dass der Song auf der ganzen Welt gehört werden würde!», gestand DJ Master KJ – mit bürgerlichem Namen Kgaugelo Moagi. Der Mann ist in armen Verhältnissen in Südafrika aufgewachsen, inzwischen lebt er in der Hauptstadt. «Jerusalema» bewegt die Menschen weltweit – dies in einer Zeit, in der die Menschen immer einsamer wurden. Der Song hat es zu einem Zeitpunkt in die Charts geschafft, in welchem es vielen Menschen weltweit schwerfällt, zu lachen.

«Gottes Schutz und Führung»

Der Song basiert auf entspannt tanzbaren elektronischen Beats. Innerhalb kürzester Zeit stürmte das Lied die Charts und begründete einen globalen Trend. In den sozialen Medien gibt es viele Videos von Menschen, die verzückt lächelnd zu den Rhythmen des Songs tanzen. Gesungen wird der Song von der Sängerin Nomcebo Zikode – einer Frau mit tiefer Gospel-Stimme. Sie stammt aus Kwazulu-Natal, wo sie überwiegend als Background-Sängerin und mit anderen DJs gearbeitet hat.  Den Text hat sie in ihrer Muttersprache isiZulu geschrieben. Er drückt ihre eigene Sehnsucht aus, ihre Bitte an Gott: «Bring mich nach Jerusalema, wo ich Frieden und Glück finden kann.». Mit Jerusalema ist ein spiritueller Ort gemeint, an dem man Frieden findet, es keine Sorgen, sondern nur Glück und fröhliche Menschen gibt. Der Song ist gospelähnlich und der Inhalt ein Gebet: «Ich wusste, dass ich damit zu Gott spreche. Ich war zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht glücklich», sagt die junge Sängerin: «Im Text wird Gottes Schutz und Führung erbeten». Gerade in diesen Corona-Zeiten sei das wohl auf Resonanz gestossen.

 Tanzen mit Corona-Distanz 

Der Tanz zum Song stammt von der Tanzgruppe «Fenomenos do Semba» aus Angola. Diese stellte eine Choreografie dazu online. Seither zaubert der Song ein Lächeln über alle Kontinente hinweg. Die Choreografie zeigt, dass sie auch mit ausreichender Corona-Distanz zu anderen getanzt werden kann. Die afrikanische Lebensfreude traf angesichts der einsetzenden Corona-Pandemie einen Nerv und begründete die anhaltende Popularität. Bisher wurde das Lied rund 300 Millionen auf YouTube angeklickt. Getanzt wird überall, egal ob im Lockdown, bei der Arbeit oder beim Familienfest. Das Tanzbein geschwungen wird dabei von Mönchen und Nonnen, von Feuerwehrleuten in Rumänien, von Italienischen Marinesoldaten, im Universitätsspital Zürich oder im Paraplegiker-Zentrum Nottwil. Das zeigt, dass der Trend auch in der Schweiz angekommen ist. Der Song war viele Wochen auf Rang 1 in der Schweizer Hitparade. 

Markus Baumgartner

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