Kreative Weihnachten zu Corona-Zeiten

Mit den strengen Vorschriften des Bundesrats für Weihnachten wird klar: Die Weihnachtsbotschaft muss kreativ verkündet und Neues ausprobiert werden. Drinnen sind die Weihnachtsfeiern kürzer und in kleineren Gruppen – mit neuen Ideen finden sie draussen statt. Stichworte dazu sind Drive-In-Gottesdienste, Krippe on tour, Heimliefer-Dienst oder ein Gottesdienst auf dem Feld mit Schafen. 

Es gibt für Kirchen in dieser Zeit auch eine gute Nachricht: Wurden sie im Lockdown im Frühling bezüglich Ostergottesdienst fast totgeschwiegen, sind die Feierlichkeiten nun zu Weihnachten in vielen Medien ein Thema. Es steht nicht mehr so sehr der Kommerz im Vordergrund; die Kirchen sind selber zum Thema geworden. Der Grund ist klar: Weihnachten kann dieses Jahr nicht mit einer traditionellen Heilig-Abend-Feier oder Mitternachtsmesse gefeiert werden. Neue Angebote und kreative Formate sind gefragt – Weihnachten 2020 sollen nicht einfach digital, sondern so feierlich wie möglich begangen werden. Und das wird wahrgenommen. 

24-stündige Aufhebung der Beschränkungen? 

So erinnerte der schottische Bischof John Keenan an die Idee mit dem Waffenstillstand am Weihnachtstag während des 1. Weltkriegs. Er hoffe auf eine 24-stündige Aufhebung der Beschränkungen für Versammlungen und Feiern. Eine Pause im Krieg gegen Covid, genau wie die Pause im 1. Weltkrieg an der Westfront 1914, als die britischen und deutschen Truppen ihre Geschütze niederlegten und gemeinsam Weihnachten feierten. Für einen direkten Kontakt in dieser Zeit hat das Pfarrteam der evangelischen Kirche St. Gallen Centrum einen Online-Adventskalender geschaffen. Damit wird Tag für Tag für interessierte Menschen ein Zeichen der Verbindung mit einem Bild und einem persönlichen Gedanken gesetzt. 

Die Offene Jugendarbeit St. Moritz organisiert den ersten kontaktfreien Heimliefer-Weihnachtsmarkt. Die Geschenkartikel stellen die Kinder und Jugendlichen selber her. Die Zürcher Landeskirchen haben eine Adventsaktion auf der Limmat mitten in der Stadt lanciert: Auf einem Floss brennt ein Feuer der Hoffnung. Unter dem Motto «Krippe on tour» kommt im deutschen Bad Bentheim die Kirche kurzerhand zu den Menschen. Mit einem Trecker-Gespann fahren verschiedene Kirchen am 24. Dezember gemeinsam vier verschiedene Stationen der Stadt an. Keiner soll zu Hause bleiben müssen, weil er Angst hat, keinen Platz mehr in der Kirche zu finden.

Live wie Maria und Josef

Einige Kirchen bieten kürzere Gottesdienste mit weniger Menschen, dafür aber mehrere hintereinander an. Viele Angebote finden unter freiem Himmel statt. Zum Beispiel die evangelische Markuskirche in Bremerhaven: Dort können die Besucher am Weihnachtstag ein Stationen-Krippenspiel erleben: Rund um die Kirche werden einzelne Szenen der Weihnachtsgeschichte aufgebaut und die Kirchenbesucher können diese in Kleinstgruppen im Fünf-Minuten-Takt ablaufen. «So erleben sie wie Maria und Josef damals, wie sie in den verschiedenen Herbergen abgelehnt werden und schliesslich im Stall ankommen», sagt die Pastorin Friederike Köhn im Gespräch mit tagesschau.de.

Gottesdienst auf dem Hirtenfeld

Auch Drive-In-Gottesdienste, Andachten auf Bauernhöfen oder grossen Plätzen oder Pilgergottesdienste soll es geben. In Nusse in Schleswig-Holstein ist ein ökumenischer Gottesdienst auf dem Hirtenfeld mit 150 Schafen geplant. Schliesslich seien die Hirten die ersten gewesen, die die Botschaft von der Geburt von Jesus gehört hätten und zur Krippe gelaufen seien. Im Zentrum des Fests steht die Hoffnung und das Vertrauen, dass Gott nah ist, unter uns und in uns Menschen spürbar werden kann. 

Markus Baumgartner

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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