Wie demokratisch ist Israel?

Welche «Israel-Versteher» verteidigen die israelischen Schikanen gegenüber den Palästinensern während der Coronazeit, wie der Jerusalemer Missio-Direktor Joseph Hazboun sie beschrieben hat:
«Während des COVID19-Notstands in Israel und Palästina kam es zu einer erschreckenden Reihe von Übergriffen. Die israelische Polizei und die israelischen Streitkräfte missbrauchten die Covid19-Vorschriften immer wieder, um willkürliche Verhaftungen vorzunehmen und Palästinenser zu schikanieren oder zu verhaften. Palästinensische Arbeiter in Israel, die sich mit COVID19 angesteckt hatten, wurden ohne medizinische Hilfe ins Westjordanland zurückgeschickt.» Dort waren die medizinischen Einrichtungen ohnehin überfordert.

Apartheid?
In meinen Blogunterlagen finde ich einen Text, der zwar bereits 2017 verfasst wurde, aber leider immer noch aktuell ist. Es ist ein Offener Brief von christlichen Organisationen in Palästina, gerichtet an Mitglieder der weltweiten ökumenischen Bewegung.
Die Kirchen werden darin aufgefordert u.a., Israel als Apartheidstaat zu benennen und Position zu beziehen gegen jede christliche Gruppe oder Organisation, welche die Besetzung palästinensischer Gebiete durch Israel rechtfertigen.

Apartheid II
Der Apartheid-Vorwurf wiegt schwer. Doch im Jahr darauf hat kein Geringerer als Alon Liel den Vorwurf wiederholt. Er war ehemaliger Generaldirektor des israelischen Aussenministeriums und anschliessend Botschafter in Südafrika. Liel hatte aus nächster Nähe erfahren, was Apartheid ist und schreibt: «Mit Trauer, Wut und Scham muss ich einräumen, dass in Hebron tatsächlich Apartheid herrscht. Wie anders könnte man die Realität beschreiben, in der ganze Strassenzüge für alle Palästinenser gesperrt sind, in der zweitgrössten Stadt der Westbank?»
Liel stellt sich dann hinter die Auffassung des deutschen Politikers Sigmar Gabriel, der betonte, dass «Apartheid und Demokratie nicht unter einem Dach existieren können.

Demokratie?
Gleicher Meinung ist das unabhängige Hamburger Giga-Institut, eine international anerkannte Forschungsstätte: «Israel kann nicht mehr uneingeschränkt als Demokratie bezeichnet werden.»


PS: Man mag mir den Vorwurf machen, dass ich in meinem Blog einseitig bin. Dass dies kein Nachteil ist, betont mein alter Freund Xaver Pfister. Er ist überzeugt, dass die Parteinahme für eine Seite, die in einem Konflikt «deutlich stärker ist als die andere» sogar eine Voraussetzung für Versöhnung ist. Es lohnt sich, über diese erstaunliche These nachzudenken …

Auf jeden Fall: Ich bleibe dran. Auch wenn hier wieder mal die Antisemitismus-Keule geschwungen werden sollte …

Nachtrag: Von gut unterrichterer Seite werde ich auf folgendes aufmerksam gemacht:

«Würde diesen harten Vergleich nicht wiederholen»: Ex-Außenminister Gabriel würde Israel nicht wieder als «Apartheid-Regime» bezeichnen. Doch er kritisiert den Staat dafür, «katastrophale» Tragödien für Palästinenser zu schaffen.

https://www.welt.de/politik/deutschland/article175574400/Israel-Politik-Sigmar-Gabriel-bedauert-Apartheid-Vorwurf.html

Walter Ludin

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.blogs-kath.ch/wie-demokratisch-ist-israel/