Die Bestatterin und das Paradies

Die Bestatterin Ursula Layritz aus Kreuzlingen ist täglich mit dem Tod konfrontiert und sagt: «Ich glaube ans Paradies». Sie übt ihren Beruf schon 30 Jahre aus und bezeichnet ihn als Berufung.

Über den Dächern von Kreuzlingen thront der Zentralfriedhof. Eine Oase der Ruhe, ein Blumengarten: Leise plätschert Wasser im Brunnen. Ursula Layritz ist die Chefin dieses speziellen Platzes, schreiben die «Thurgauer Zeitung» und das «St. Galler Tagblatt». Die Bestatterin mit eidgenössischem Fachausweis gibt vor, in welchem Tempo körperliche Überreste verwesen und an welcher Stelle sich Asche mit Erde vereint. Experimentiert hat man auf dem Zentralfriedhof auch mit zusätzlich zugefügten Pilzen und Bakterien, um den Verwesungsprozess zu beschleunigen. 

Jeder Zehnte noch mit Erdbestattung

Um dennoch zu verhindern, dass nach den 20 Jahren Grabesruhe noch zu viele Überreste im Boden liegen, arbeitet die 61-Jährige Layritz heute mit Grabkammern, die einen eigenen kleinen Mikrokosmos bilden. Unten offen, seitlich und als Deckel Betonplatten, auf den Sarg im 160 Zentimeter tiefen Loch kommt gewöhnlicher Humus, «damit oben drauf schön Blumen wachsen», schreibt das «St. Galler Tagblatt» weiter. Auf dem Zentralfriedhof machen Erdbestattungen allerdings nur noch 10 Prozent aller Bestattungen aus. Urnengräber sind im Trend. Was ins Auge sticht: Die prunkvollsten Grabsteine und den schönsten Grabschmuck haben immer noch die katholischen Italiener, stellt Ursula Layritz fest.

Die eigentliche Arbeit des Versenkens der Särge und Urnen in den Boden übernehmen die Mitarbeiter der Stadtgärtnerei. Sie bringen auch die Leichen von den Häusern und den Strassen in die Aufbahrungsräume. «Diese Bilder muss man schon ertragen können.» Unfälle, Suizide, Tote in Messie-Wohnungen. «Und der Geruch. Der geht so schnell nicht weg», sagt die Bestatterin. In Zeiten von Corona erfolgt dieser Einsatz mit Ganzkörperschutz, «wie im Film». Man wisse einfach noch zu wenig darüber, wie ansteckend Leichen seien. 

Vorstellung vom Tod machen

Ein wichtiger Bestandteil ihres Jobs sind die Gespräche mit den Trauernden. Hier begleitet sie mit Pfarrerin Andrea Stüven auch das Trauer-Café «LICHTblick» – ein Ort für ein Gespräch, zum Zuhören und Zusammensein mit Menschen in ähnlicher Situation. «Trauernde sind im Ausnahmezustand, essen nicht, trinken nicht. Der Umgang mit ihnen erfordert viel Fingerspitzengefühl.» Genau das liebt die gebürtige Bayerin an ihrem Beruf, den sie seit 30 Jahren ausübt. «Ich mache diese Arbeit, weil ich sie gerne mache. Nicht weil ich muss.» Wer sich täglich mit dem Tod beschäftigt, der kann nicht negieren, irgendwann selbst diese Welt verlassen zu müssen. 

Für Ursula Layritz ist diese Vorstellung nicht schlimm. «Ich sehe den Tod als eine Art Übergang. Ich glaube ans Paradies.» Layritz rät jedem, sich schon zu Lebzeiten damit zu befassen, was nach dem Ableben mit den körperlichen Überresten passieren soll. Damit die Angehörigen nicht entscheiden müssen. 

Markus Baumgartner

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