DIETRICH BONHOEFFER

Vor 75 Jahren wurde Dietrich Bonhoeffer hingerichtet. Erhängt. Wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Sein Satz «Das ist das Ende – für mich der Beginn des Lebens», den er einem britischen Mitgefangenen zum Abschied sagte, fährt mir noch immer ein. 

Leben. Licht. Beginn. Das brauchen wir auch jetzt.

Als ich 1990 nach Berlin kam, wusste ich kaum etwas über Dietrich Bonhoeffer. Erst, als ich die Zionskirche in Berlin-Mitte entdeckte, änderte sich das. Dort war er in den 30er-Jahren als junger Vikar tätig. Ein grosses Denkmal an der Westseite der Kirche erinnert an ihn. Die Brustpartie ist zerkratzt, verschrammt und durchstossen. Wer davor steht, und das tue ich oft, spürt Schmerz. Viele Bilder kommen dann in mir hoch. Auch von der Hinrichtungsstätte Berlin-Plötzensee, wo die Galgen noch hängen. In den letzten Kriegstagen 1945 wurden dort noch viele Gegner des Nationalsozialismus hingerichtet. Was hätte er, all die anderen, noch bewirken können? Was hätten sie noch gedacht, geschrieben und unternommen. …

Bonhoeffer hat mich seitdem nie mehr losgelassen. Es ist schön, dass in der Zionskirche, meiner Heimatkirche in Berlin, eine rege Gedenkkultur gepflegt wird. Er wird dort nicht als entrückter Held und als evangelischer Heiliger verehrt. Es wird der Versuch unternommen, ihn als Mensch zu erfassen und erlebbar zu machen für junge Leute. Mit all seinen Facetten. 

Was Bonhoeffer für mich mit Corona zu tun hat: In den Tagen vor Ostern kommt mir die Szene in den Sinn, wo die Jünger im Garten Gethsemane ausharren. Wie sie wachen und beten. Einige wanken, andere bleiben in der Krise stark und standhaft. So wie Dietrich Bonhoeffer es seiner Zeit war.

Vera Rüttimann

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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