Eine Abschlussrede, wie sie sich ein Konzilsbischof wünschte

Im selben Brief, in dem Dom Helder Camara Paul VI. Vorschläge zum Konzilsabschluss unterbreitet, empfiehlt er für die Abschlussrede inhaltlich zwei Schwerpunkte: zum einen soll der Papst auf die «Bischofssynode» und zum andern auf die «dienende und arme Kirche» eingehen. Camara ist dabei der Meinung, dass Paul VI., auch wenn er seine eigene Art und sein eigenen Stil hat, mutiger als das Konzil sei (tem mais audácia do que o Concilio).
Die Vorstellung einer Bischofssynode war schon eine Überraschung, wenn auch nicht unbestritten (vgl. Konzilsblog vom 14.4., 7.11. und 24.12.2013). Um deren Bedeutung hervorzuheben, wünscht sich Dom Helder vom Papst, folgende Ankündigungen:

Dass er gedenke «in Kürze eine besondere Synodenversammlung einzuberufen, die sich dem Studium der Verantwortung der Kirche angesichts einer harmonischen und integralen Entwicklung der ganzen Welt widmet.»
Dass er «in Kürze einer ausserordentlichen Synodenversammlung das Studium einiger Angelegenheiten anvertraut, für die das Konzil keine Zeit zur Vertiefung hatte – wie die Geburtenregelung.»
«Ihre Entscheidung, die Generalversammlung der Synode in den Auftrag mit einzubeziehen, den Papst zu wählen.»

Was die «dienende und arme Kirche» betrifft, so hebt Camara den «glänzenden Mut» (audácia lucida) von Paul VI. hervor, mit dem er den Bischöfen Beispiele der Armut gegeben hat. So erwähnt Dom Helder den päpstlichen Auftritt bei der UNO, bei dem er u.a. stehend zu Vertretern sprach, oder das Ablegen seiner Tiara vor einem Kreuz – ein Engel Gottes übergibt ihm die Mitra und das Evangelium. «Vielleicht, Heiliger Vater, könnte die Schlussrede die ‹Stunde der Vorsehung› sein, um zu sagen, dass Sie Freund aller Völker bleiben werden und eben um es auch immer mehr zu sein, sich vom diplomatischen Korps zu verabschieden und Ihre Nuntien zurückzuziehen gedenken. Es ist offensichtlich, dass für die alltäglichen Angelegenheiten – wenn die bischöfliche Kollegialität voll funktioniert –, die Bischöfe für die Beziehungen zu den Regierungen genügen würden. In Krisenzeiten hätten Sie Vertreter, die in Verbindung mit internationalen Organisationen sicherlich geeigneter wären als es im Allgemeinen die Nuntien sind …
Heiliger Vater, die einzige Entschuldigung für diesen Brief ist, dass ich nochmals versichere: sie ist eine Geste reiner Liebe.»
Seit diesem Brief sind 50 Jahre vergangen und was ist aus den Vorschlägen geworden?
(Giancarlo Collet)

Konzilsblogteam

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