«Der Sprecher dieses Psalmes ist ein Schaf»

So sprach «der Rebbe» David Bollag, tatsächlicher Rabbi und Judaistik-Dozent an meiner Uni Luzern, als er begann, uns den Psalm 23 aus jüdischer Sicht vorzustellen. Ausgerechnet dieser Psalm ist für Sonntag, 22.3., vorgesehen. Für ChristInnen der bekannteste aller Psalmen, auch im Judentum populär. Beginnend mit «Der Herr ist mein Hirte», tatsächlich in der ersten Hälfte völlig aus der Schaf-Perspektive geschrieben.

Ein Psalm, der vor allem eins vermittelt: Sicherheit. Deshalb (so der Rebbe) wird er in der jüdischen Liturgie immer am Schabbat gebetet, da gehört die Sicherheit dieses Psalms hin, nicht in die Alltagswelt. Dabei verleugnet er nichts, das finstere Tal wird ebenso erwähnt wie die verlorene Lebenskraft.

Aber im Ganzen ist dieser Psalm so positiv, dass mir zur Zeit schon beim Lesen fast die Luft wegbleibt. Und dann: Das ist wahr. Das ist genau jetzt wahr, auf einer Ebene, die mein Hirn, das grade mitunter vor Ängsten zerlöchert wird, erreicht. Zumindest manchmal. Also bete ich damit – auf dass das mehr wird.

Karin Reinmüller

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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