Doris Leuthard motiviert Kirchen

Doris Leuthard war von 2006 bis 2018 Bundesrätin der CVP. Jetzt stellte sie sich im Rahmen des Pfarreigottesdienstes «Gespräch an der Kanzel» in der katholischen Kirche Stofel in Teufen AR den Fragen zu Politik, Gesellschaft, Werte und Religion. Die ehemalige Bundesrätin ermutigte die Kirchen, sich zu öffnen, zeitgemäss und persönlich zu werden. 

Zwölf Jahre gestaltete und bestimmte die CVP-Frau und Bundesrätin Doris Leuthard die Wirtschaft- und Verkehrspolitik der Schweiz mit. Davon stand sie zwei Jahre als Bundespräsidentin vor. Ihr Lachen war nicht nur ein Markenzeichen, sondern auch ein Ausdruck ihres Wesens. «Die Staatsfrau mit Charme und Charisma» oder «Die Jahrhundert-Bundesrätin» schrieben Medien zum Abschied. Wie denkt sie heute über ihre politische Zeit? Was ist für sie als gute und schlechte Erfahrung geblieben? Haben Werte und Menschlichkeit – oder gar das «C» der CVP in der Politik noch Platz? Was beschäftigt sie, wenn sie an die Zukunft denkt? Beim Besuch von Doris Leuthard war die Kirche rappelvoll, berichtet das «St. Galler Tagblatt». 

Werte und Orientierung sind nötig

Doris Leuthard ist sich sicher, dass jeder Werte und Orientierung brauche – und die Kirche könne Raum dafür bieten. Doch Kirchenhäuser müssen sich öffnen, zeitgemäss und persönlich werden. Nur dann können auch junge Leute erreicht werden, schreibt die «Tüüfner Poscht». Laut Leuthard muss die Kirche sich fragen, wo Menschen Orientierung brauchen, und genau da ansetzen. Ein Problem der aktuellen Weltpolitik sieht Leuthard darin, dass einige Personen an der Spitze stehen, «die zuerst sich selbst gernhaben und erst dann die Menschen. Das sollte umgekehrt sein.» Vertrauen in die Regierung ist laut Leuthard das Wichtigste in der Politik. Ein Ja müsse ein Ja sein, ein Nein ein Nein. 

Leuthard betont auch, dass wir es in der Schweiz im Vergleich schön haben und dafür dankbar sein müssen. Zugleich verpflichte dieser Umstand uns zum Helfen und zur Unterstützung von Ländern, denen es nicht gut gehe. Gefragt nach dem Allerwichtigsten in ihrem Leben, ihren persönlichen Basics, antwortet Leuthard: «Jeden Morgen aufzustehen, Freude an den kleinen Dingen zu haben und Gutes zu tun. Menschen lechzen nach Geborgenheit, Anerkennung und Liebe. Jeder Mensch kann Gutes tun. Sonne ins Leben der Menschen bringen. Einfach Mensch sein und dies – ob mit oder ohne Gott – im Herzen haben.» Angesprochen auf die Bedeutung des C’s in CVP entgegnet die Alt-Bundesrätin: «Es kommt nicht auf den Namen einer Partei an.» Viel wichtiger seien die Inhalte und wie die zentralen christlichen Werte der Partei wie Menschenwürde und Solidarität, begründet werden.

Zukunft, Glaube, Politik

Die Pfarrei Teufen führt mit dem «Gespräch an der Kanzel» regelmässig Pfarreigottesdienste mit Gästen durch und nimmt sie auf YouTube auf. Die Fragen des Teufener Pfarreileiters Stefan Staub drehen sich jeweils um Themen von Zukunft, Glaube und der politischen Landschaft. Nach dem Gottesdienst in moderner Form sind immer alle zum Austausch mit dem Gast und einem Apéro eingeladen. Die Menschen seien interessiert an Diskussionen über den Glauben, die Welt und Sinnstiftung im Leben. 

Markus Baumgartner

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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