Kirche lebt, weil Christus lebt

Pater Jean-Uriel Frey (51) ist kürzlich von der internationalen Gemeinschaft der Seligpreisungen mit Hauptsitz im französischen Toulouse zum Oberen aller rund 180 Priester und Bruder für die ganze Welt gewählt worden.

Der aus dem luzernischen Horw stammende Pater Jean-Uriel Frey strahlt frischen Elan aus und steigt im traditionellen Habit die Stufen bis ins Dachgeschoss des Kapuzinerklosters rasch hinauf, schreibt die «Luzerner Zeitung». Nach seinem Eintritt in die Gemeinschaft war er auf einer Missionsstation in den Philippinen tätig. Es folgten das Studium der Theologie und Philosophie in Toulouse, ein Zwischenjahr in Paderborn und Studien der Judaistik in Jerusalem. «In Israel konnte ich unsere Wurzeln im Glauben vertiefen.» Nach der Ausbildung wirkte Pater Jean-Uriel Frey von 2003 bis 2013 auch als Leiter der Zuger Niederlassung: Zu Beginn gab es hier sechs Mitglieder, heute sind es 15. Zur Gemeinschaft der Seligpreisungen gehören neben den Priestern und Brüdern rund 300 Schwestern und 300 Laien. Der Pater ist überzeugt, dass viele Leute in Zug die Gemeinschaft inzwischen schätzen: «Es gibt einen fruchtbaren Austausch.» 

Urgemeinde zum Vorbild

Seine Augen strahlen, als er im Gespräch von seinem spirituellen Weg erzählt, wie er als junger Primarlehrer an einem Marienwallfahrtsort in Kroatien eine starke Gotteserfahrung erlebte: «Das hat in mir eine Suche ausgelöst. Mit 24 habe ich den Wunsch nach einer Berufung geprüft», schreibt die «Zuger Zeitung» weiter. Im Wallis habe er die noch junge Gemeinschaft der Seligpreisungen kennen gelernt. «Bei ihnen hat mich fasziniert, dass sie die Urgemeinde zum Vorbild haben und dem Ruf der Bergpredigt folgen. Alte Werte werden neu interpretiert.» Das Evangelium und die Kirchenväter spielen eine wichtige Rolle, und vor allem hat das Gebet einen zentralen Stellenwert. 

2004 ist Jean-Uriel Frey zum Priester geweiht worden. Der Weg sei nicht immer einfach gewesen, sagt er. «Ich habe auch gekämpft, denn man wird mit sich selber konfrontiert. Das muss man aushalten. Die hohen Ideale sind nicht immer leicht zu erfüllen. Und bevor man predigen kann, muss man das durchlebt haben.» Besonders schätze er das Gemeinschaftsleben und den Austausch mit den Brüdern. «Ich möchte nicht allein in einem Pfarrhaus sein, sondern bin zu einem Leben in der Gemeinschaft berufen», erklärte er in Radio LifeChannel.

Auch Humor ist wichtig

Eine wichtige Aufgabe sei auch die Ausbildung, die neben Toulouse noch in Abidjan (Elfenbeinküste) und in Saigon (Vietnam) angeboten wird: «Derzeit begleite ich 35 Brüder auf dem Weg zur Priesterweihe.» Das Interesse für einen geistlichen Beruf sei je nach Region unterschiedlich: «Allgemein verzeichnen wir mehr Eintritte in Afrika und Vietnam. In der Schweiz gibt es zwar keinen Ansturm, aber wir durften immer wieder einige neue Berufungen empfangen. Auch wenn es Durststrecken gibt, bin ich sehr optimistisch. Die Kirche lebt, weil Christus lebt.» Die grosse Herausforderung bestehe darin, die Frohe Botschaft den Mitmenschen zu verkünden. «Ich wünsche mir ein ‹goldenes Ohr›, damit ich aufmerksam zuhören kann. Bei all dem ist es wichtig, sich nicht allzu ernst zu nehmen und die Dinge mit einem Stück Humor anzugehen.» 

Markus Baumgartner

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