Eucharistische Wunder ?!?

Es gibt Interna aus meiner Tätigkeit bei der SKZ, die des Schreibens und Sinnierens auch an diesem Ort wert sind, weil ich ja inhaltlich nicht direkt in SKZ-Diskussionen eingreifen soll und will. Meine Aufgabe ist formaler Art, in extremis auch mal die eines Zensoren.

Zudem: Es ist uns seit dem Relaunch der SKZ ein Anliegen, dass wir verschiedene theologische und ekklesiologische Ansätze zur Sprache bringen und damit die Vielfalt und Breite der katholischen Deutschschweizer Kirchenlandschaft abbilden. Etwas humoristisch gesprochen sollten wir den Spagat schaffen, innerschweizerisch immer «Publik-Forum» und «Tagespost» zugleich zu sein!

Also denn möglichst neutral und sachlich: Die Ausgabe 21/2019 war dem Thema «Glaube, der zweifelt» gewidmet. Nach einem biblischen, einem dogmatischen, einem historischen und einem katechetischen Artikel gab unsere Fachredakteurin Dr. Michael Hesemann das Wort, der 2017 im Bonifatus-Verlag das Buch «Menetekel – Prophezeiungen, Visionen, blutende Hostien, Mysterium – Ungelöste Rätsel der Christenheit» veröffentlicht hatte. Hesemann hat Geschichte, Volkskunde und Journalismus studiert und widmet sich gerne kirchengeschichtlichen Themen.
In unserem Artikel «Wenn Brot zum Herzen Jesu wird» (S.436f) beschäftigt er sich auf Grundlage seines Buches mit «wissenschaftlich bestätigten» eucharistischen Wundern. Mit «bestätigt» meint er, dass das Blut, das ganz selten (er zitiert Vorfälle von 730, 1263 und aus neuerer Zeit von 1996 in Buenos Aires, 2006 in Mexiko und 2008/2013 in Polen) aus der konsekrierten Hostie fliesst, immer als Herzmuskelblut der Blutgruppe AB diagnostiziert wurde. Hesemann sieht solche Vorgänge als «Menetekel», als «Mahn- und Warnzeichen Gottes … um einen Irrweg der Gläubigen zu korrigieren» (a.a.O. S.437), und zitiert Benedikt XVI. mit seinem Satz, dass die Kirche nur durch die Eucharistie «gesunden und die Grundübel unserer Zeit überwinden» könne.

Der Artikel stiess und stösst natürlich einem Teil unserer Leserschaft auf. Ich würde gerne mit Ihnen, liebe hier Lesende, ausdiskutieren, warum er als anstössig empfunden werden kann. Ich formuliere ganz plump mal so: Als Katholiken/innen sind wir doch Mitglieder einer Glaubensgemeinschaft, die grundsätzlich mit Wundern, mit dem Eingreifen des/der Ewigen in die Naturgesetze, rechnet. Was ist denn sonst der Sinn des Anerkennens einiger Heilungswunder und dem der Erscheinungen in Lourdes und Fatima? Also müssen die von Hesemann zitierten Phänomene in einer katholischen Vorstellungswelt Platz haben.
Oder nicht?

Aber, und nun kommt ein beträchtliches Aber: Herr Hesemann, von Haus aus nicht Theologe, macht auch eine theologisch-spirituelle Einleitung zu seinem Artikel. Und da begeht er einen üblen Faux-Pas, der nun zu Recht zu verärgerten Reaktionen führte. Denn er vermengt Äpfel mit Birnen, sprich er meint, dass diese eucharistischen Wunder die Transsubstantionslehre in einer gewissen Art und Weise belegen würden. Tun sie gerade nicht! Die Akzidenzien der konsekrierten Hostie sind noch die selben der unkonsekrierten, das ist der Sinn der Lehre. Dass nun Herzmuskelblut der Gruppe AB die Wandlung der Substanz belegen/beweisen soll, das ist ein völliges Missverstehen der scholastischen Terminologie. Und wenn er die Einleitung mit dem Satz schliesst, dass sich so der «Vorhang zwischen Himmel und Erde lüftet», hat er – tut mir leid, das so hart zu sagen – nichts kapiert.
Oder?

Zur Diskussion freigegeben.

Heinz Angehrn

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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