Das Gesicht des Widerstandes

Er wurde mehrmals verprügelt, verhaftet und war schon mehr als 100 Tage im Gefängnis. Er wird überwacht und selbst Menschen aus seinem näheren Umfeld wurden Opfer von Gewalt: Joshua Wong (23) ist das Gesicht der Hongkonger Demokratiebewegung. Seine Hoffnungen und die Kraft, warum er sich nicht unterkriegen lässt, schöpft er aus dem christlichen Glauben.

«Sing Halleluja to the Lord» tönt es auf den Strassen in Hongkong während die Leute laut aus der Bibel vorlesen. Die christliche Minderheit in Hongkong spielt in der Protestwelle in der Millionenmetropole eine zentrale Rolle. Die christlichen Kirchen schützen die Demonstranten. Der Demokratieaktivist und ehemalige Professor an der City University of Hong Kong, Joseph Cheng, sagt zur japanischen Online-Plattform «The Liberty»: «Viele Teilnehmer der Proteste sind Christen, die an das Jenseits glauben.» Gemäss Joseph Cheng finden diese Christen keinen Wert im materialistischen Glück und sind bereit, sich für eine höhere Ordnung zu opfern.

Traum von Freiheit und Demokratie

Ein halbes Jahr bevor Joshua Wong Chi-Fung (23) für den Friedensnobelpreis nominiert wurde, landete er zum ersten Mal im Gefängnis. Das Vergehen des damals 20-Jährigen: Teilnahme an der verbotenen Kundgebung. Diese brachte später die Regenschirm-Revolution von 2014 ins Rollen. Nach der Regenschirm-Revolution gründete Joshua Wong mit Mitstreitern die politische Organisation Demosisto («Steh für das Volk»). Sie wollen die Anliegen der Strasse in die Politik tragen. Am 29. Oktober 2019 schlossen die Behörden Joshua Wong jedoch von den lokalen Wahlen aus – als einzigen Kandidaten. Sein Ausschluss mache klar, dass China die Wahlen manipuliere, sagt Joshua Wong. Er träumt von Freiheit und Demokratie für Hongkong, seiner Heimatstadt. Beim Demonstrieren verwandelt sich der schüchterne Student in einen mitreissenden Politaktivisten. Er sei aber kein Held, andere hätten viel Schlimmeres erlebt.

Nicht nur Bibel in der Kirche lesen

Joshua Wong wurde christlich erzogen. Er ist Mitglied der protestantischen Kirche Tsung Tsin Mission (TTM), die einst von der Basler Mission gegründet worden war. «Als Christ ist es wichtig zu überlegen, wie man das Licht in der Gesellschaft sein kann. Die Kirche hat mich dazu inspiriert, für unsere Freiheit einzustehen. Meinen Glauben praktiziere ich im Protest und in der Bewegung»,sagte er im Interview mit dem «Sonntagsblick». Er sieht sich nicht als Anführer der Bewegung: «Alle Hongkonger stehen unter Druck. Es ist eine schwierige Zeit.» Aber eins steht für ihn fest: «Ich glaube an Christus. Ich glaube, jeder ist gleich geboren. Und sie werden von Jesus geliebt.» Als Christ reiche es nicht, die Bibel in der Kirche zu lesen, als Christ müsse man sich für die dort verankerten Werte auch einsetzen, sagte er dem deutschen Magazin «Cicero».

Markus Baumgartner

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