Frauen werden vertröstet

Die mit hohen Erwartungen verknüpfte Amazonas-Synode hat in ihrem Abschlussdokument festgehalten, Viri probati, also bewährte ältere Männer (ständige Diakone), in Weltregionen, wo akuter Priestermangel herrscht, zur Priesterweihe zuzulassen. Papst Franziskus dürfte diesen Vorschlag ohne Zögern aufgreifen und umsetzen. Dieser längst fällige Schritt ist zwar zu begrüssen, aber zu zaghaft und vor allem nicht mutig. Denn die bewährten Frauen, Feminae probatae, bleiben wieder einmal auf der Strecke. Der Reformstau in der Frauenfrage bleibt bestehen. Frauen sind es, die das kirchliche Leben in vielen Teilen der Welt aufrechterhalten und die Botschaft Christi glaubhaft weitergeben. Doch sobald es um Leitung, Führung und Macht geht, scheinen sie nicht «fähig» zu sein.

Frauen weiterhin «andere Wesen»?

Wenn Viri probati zur Priesterweihe gelassen werden, ist dies sicherlich ein erster guter Schritt in die richtige Richtung – vor allem in Regionen mit akutem Priestermangel. Kann man es als eine Sensation feiern, dass sich so viele Bischöfe dafür ausgesprochen haben, wo doch oftmals der Eindruck erweckt wird, dass sich der Vatikan in Bezug auf Veränderungen keinen My bewegt? Dabei darf es nicht bleiben. Die Amtskirche darf sich nicht ausruhen. Die Einführung des Diakonats der Frau wäre notwendig gewesen, den Frauen zu sagen, dass sie eben keine «anderen Wesen» sind, sondern Personen, die gleichwertig sind, die gleiche Würde haben und gleich wie die Männer durch die Taufe christusähnlich sind. Die Frauen werden mal wieder vertröstet. Immerhin dürfen ihre Männer zukünftig vermutlich Priester werden. Dafür soll Frau auch noch dankbar sein. Ich möchte nicht zynisch klingen, denn ich freue mich sehr darüber, dass die Synodenväter sich dazu durchringen konnten, sich mit Mehrheit für die Viri probati auszusprechen. Doch viele Frauen lassen sich nicht mehr vertrösten. Viele Frauen wollen keine 100 Jahre mehr darauf warten, dass auch Frauen zu den Weihediensten zugelassen werden. Viele engagierte Frauen stehen kurz davor, aus der Kirche auszutreten. Da hilft auch die Einsetzung einer neuen Diakoninnen-Kommission reichlich wenig. Wenn diese reformfreudigen Frauen nicht mehr in die Kirchen kommen, wer wird dann noch die Gemeinden und den Glauben lebendig halten? Frauen und Männer müssen wohl noch lauter werden und jene Bischöfe und Verbände unterstützen, die für mutige Wege in die Zukunft stehen. Die Zukunft der Kirche muss mutig und gleichberechtigt sein – sonst wird sie in Westeuropa, aber auch in anderen Regionen dieser Welt auf wackligen Beinen stehen und früher oder später wie ein Kartenhaus zusammenfallen.

Jacqueline Straub

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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