Unsterblich, zumindest fast

Wie versprochen (leises Aufatmen auf der Front von Addor bis Zuberbühler – so hoffe ich…) nun etwas ganz anderes. Zunächst zur Vorbereitung der Kritik der aktuellen Aufführung von Leos Janaceks Oper «Vec Makropulos» die Fragen, die wir uns immer wieder stellen:

  1. Wenn ich nochmals geboren würde, was für ein Leben würde ich gerne leben, wenn ich die Ergebnisse meines jetzigen bedenke? Welche Parameter würde ich im vornherein gründlich ändern (der Verfasser bekennt: bei ihm wäre es die elende Veranlagung zu Adipositas), welche dürften ruhig gleich bleiben? In welche Gesellschaftsschicht, in welche Familienaufstellung wäre ich gerne hinein geboren worden, in welchem Land und Kulturkreis (noch ein Bekenntnis des Verfassers: sicher nicht mehr die Ostschweiz, sondern County Cork), und vor allem in welche Zeitepoche?
    (Auf diese Idee gebracht hat mich übrigens Stephen King, der Geniale, mit seiner Kurznovelle «Afterlife», rezensiert in der SKZ vor etlichen Monaten).

  2. Wenn ich die Möglichkeit hätte, wie Doktor Faustus nochmals Jahrzehnte in meiner jetzigen Existenz zurückzuspringen (natürlich nicht unter so elenden Bedingungen, wie Mephisto sie damals stellte), würde ich sie nutzen? Welche Phasen, welche Erlebnisse meiner bisherigen Existenz möchte ich quasi nochmals wiederholen und warum? Und umgekehrt: Welche sicher nicht?

  3. Oder dann: Wenn mir ein Elixier gereicht würde, das mir ermöglicht, im jetzigen körperlichen und geistigen Zustand noch etliche Jahrhunderte zu verbleiben, die Zeit und ihr Altern an mir vorüberfliegen zu lassen, so dass ich einst die Grabsteine der Urenkel-Kinder meiner jetzigen besten Freunde und Freundinnen besuchen könnte, wäre das ein attraktiveres Angebot?

Oder – das ist dann die Gegenfrage – akzeptiere ich sowohl meine Endlichkeit wie meine Begrenztheit wie die Mängel meiner Existenz?
Mehr zum Thema hier in einer Woche.

Heinz Angehrn

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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