Es gibt keinen säkularen Islam

Viel polemischer Unfug wird von der politischen Rechten aller westeuropäischen Länder produziert, wenn es um das Reizthema Islam geht. Der/die Wähler/in wird mit billigen Klischees bedient: Das Abendland geht unter, Allahs Armeen marschieren.
Ebenso polemisch verwedelt und kaschiert umgekehrt eine pseudoliberale Haltung, die uns bei Parteien links der Mitte entgegen tritt, einen objektiven Umgang mit dem Islam. Das Motto lautet dann: Wir sind doch alle Kinder des einen Gottes, also seid lieb zueinander.
Wirklich?

Beginnen wir deshalb wieder mal beim Alten aus Königsberg. Was lehrt er uns in der Frage der Beurteilung einer konkreten Religion, ihrer «Menschheits-Kompatibilität»? Dies: Kann die (moralisch-ethische) Lehre eines Religionsgründers, wie sie in den heiligen Schriften einer Religion dokumentiert wird, Maxime sein, die sowohl ein allgemeines Gesetz als auch dessen konkrete Ausformungen für alle Menschen und ergo Religionsgemeinschaften begründet? Wenn Ja, dann ist diese Lehre hilfreich für das Überleben von Menschheit und Schöpfung, wenn Nein, ist sie per se schädlich und sollte gemieden werden.

Wenden wir auch noch die Küng’sche Trias grob zusammengefasst an: Kein Frieden unter den Völkern ohne Grundlagenforschung in den einzelnen Religonen. Zu was für Ergebnissen kommt nun diese Grundlagenforschung?

Einschub: Es geht bei der nun anstehenden Beurteilung der Religionen nicht:

a) um konkrete Ausformungen, die diese irgendwann gehabt haben oder noch haben inkl. historisch datierbare Fehlleistungen
[denn dann würde keine einzige genügen, vgl. etwa Nordirland, Indien, Myanmar, Balkan, Israel oder auch Ludwig Kardinal Müller]

b) um die die heiligen Schriften des Religionsgründers ergänzenden Texte (wie etwa den Codex im Katholizismus)
[jeder hat schon zeitgebunden grosses Unrecht damit bewirkt]

sondern um die pure Frage,ob die Lehre des Gründers Maxime sein kann oder nicht.

Einen knallharten Befund legt nun in der NZZ vom 25.Juli (S.33) die deutsch-syrische, aus dem Islam ausgeschiedene Trainerin für interkulturelle Kompetenz Laila Mirzo vor: «Ein aufgeklärter Mensch kann sich von Mohammed nur distanzieren». Man vergleiche bitte ihre detaillierte Argumentation im Text selber, ich zitiere nur dies: «Bei all den Bemühungen wird man stets über Mohammed stolpern. Als Prophet und zentrale Figur des Islams gilt er in seinem Handeln als unfehlbar … Ich fordere daher wieder und wieder einen ‘sakralen Königsmord’ an der Figur des Propheten.»

Das ist der zentrale Unterschied zu Jesus von Nazareth. Ein seriöser neutestamentlicher Befund (auf Grundlage der historisch-kritischen Forschung, die sich auf die Synoptiker stützt und Paulus bereits als sekundär sieht) zeigt uns einen radikalen pazifistischen Endzeitprediger, der Armut nicht nur lehrt, sondern lebt, der bewusst mit gesellschaftlichen Normen bricht, der Frauen in seinem Jüngerkreis mitziehen lässt und – vor allem dies! – der das Wohl des konkreten Menschen in seinen Sorgen und in seinem Versagen über jegliches, auch über göttlich legitimiertes, Gesetz, stellt.

Conclusio: Die grässlichen Fehlleitungen, zu denen der Islam immer wieder und auch heute fähig ist, haben direkt mit dem Religionsgründer zu tun. Diejenigen des Christentums (zu denen ich stehe, gerne verweise ich nochmals auf den pensionierten Herrn Kardinal) nicht. Es gibt für liberale Christen/innen keinen Grund – in der Sprache von Frau Mirzo -, sich von Jesus zu distanzieren und ihre Religion zu verlassen. (PS: Für das Verlassen einer konkreten christliche Gemeinschaft hingegen wohl…)

 

 

 

 

 

 

Heinz Angehrn

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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