Nur nicht langweilig sein

Wenn das kein Kompliment ist: Zum Abschied nach 34 Jahren erhielt Hans-Walter Hoppensack in Schwanden eine volle Kirche – Gemeindepräsident, Regierungsrätin und zwei Ständeräte inklusive. Nahe bei den Menschen und nur nicht langweilig sein waren die Leitlinien des Pfarrers.

1984 trat der damals 27-jährige deutsche Pfarrer und Familienvater Hans-Walter Hoppensack – auch HWH genannt –  seine Stelle in Schwanden an. Nun wurde er in einer vollen Kirche verabschiedet. In den rund 1756 Wochen seiner Amtszeit habe der Pfarrer viele Veränderungen in der Kirchgemeinde, den Dörfern und im Kanton miterlebt. Er sei der sichere Wert gewesen, sagte Kirchenpräsident Hans Heinrich Hefti im Abschiedsgottesdienst laut der Zeitung «Südostschweiz». Ein Zeitalter gehe zu Ende, sagte der kantonale reformierte Kirchenratspräsident Pfr. Ulrich Knoepfel: «HWH ist ein Pfarrer, den man wahrgenommen hat. Er hat die Kirchgemeinde Schwanden und die Glarner Kirche markant geprägt. Er ist gewissermassen eine Institution.»

Freude und Spass

«Man darf alles, nur nicht langweilig sein», so könnte laut Ulrich Knoepfel in der «Südostschweiz» das Motto seiner Tätigkeit lauten. HWH sei ausgesprochen engagiert und menschennah gewesen und hätte einen guten Draht zur Jugend gehabt. «Ein Pfarrer zum Anfassen, den man nicht selten auch in der Beiz beim ›Gsprächlen’ antreffen konnte, als normalen Mensch eben, nicht als Pfarrherr.» Er habe gezeigt, dass Religion auch Freude und Spass mache. Er war nahe bei den Leuten und wollte immer wieder auf allen Lebensgebieten Neues kennenlernen und ausprobieren. So sei es ihm gelungen, stets neue Menschen anzusprechen, so der Kantonalpräsident. HWH hat sich auch stets weitergebildet: Nach dem Theologiestudium in Basel wurde er auch individualsychologischer Berater nach Alfred Adler, Coach, Trainer für gewaltfreie Kommunikation sowie Bibliodrama-Leiter.

Mathias Vögeli, Gemeindepräsident von Glarus Süd, dankte für die langjährige Zusammenarbeit: «Ich kann mir gut vorstellen, dass es genau deine offene und direkte Art sowie die Aufgeschlossenheit gegenüber den manchmal knorrig wirkenden Glarnern war, die zu dieser erfolgreichen und fruchtenden Zusammenarbeit und Akzeptanz geführt haben.» Aus den Predigten und Abdankungen von HWH habe man Kraft schöpfen können, sie seien nie abstrakt und weltfremd, sondern verständlich und einfühlsam gewesen. Jung und Alt habe den Pfarrer geschätzt, er habe die Gemeindemitglieder in den vergangenen 34 Jahren sozusagen durchs Leben begleitet und sei immer mit Gott verbunden gewesen.

Dankbarkeit

Der scheidende Pfarrer war sichtlich gerührt ob der Wertschätzung, die ihm zuteil wurde. In seinem Herzen sei etwas Trauer und Wehmut, aber vor allem viel Dankbarkeit: «Sie haben mich toll aufgenommen mit der Familie. Ich wollte nie anderswo hin. Besser kann man es nicht haben.» Der bewegende Abschiedsgottesdienst war von viel Musik begleitet. Und auch von Regierungsrätin Marianne Lienhard und den beiden Ständeräten Thomas Hefti und Werner Hösli.

Herzlich, Markus Baumgartner

Markus Baumgartner

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