Kirchliche Strukturen: keine strikte Trennung zwischen «Laien» und Amtsträgern

Klerus und «Laien» oder Volk Gottes

Von einer Zweiteilung der Jesusgemeinschaft und sodann der nachösterlichen Bekenntnisgemeinschaft in DienstträgerInnen und andere kann wohl im Neuen Testament/in der Urkirche nicht die Rede sein.

Dies unterstreicht Walter Kirchschläger in seinem Wiener Vortag: «Erst mit der Institutionalisierung eines formellen Priestertums im Zuge der konstantinischen Wende wird eine Entwicklung eingeleitet, die im Laufe der Kirchengeschichte dogmatische Züge annahm, im Kirchenrecht ihren nachhaltigen Niederschlag fand und bis heute andauert.» Eine strikte Trennung zwischen Amtsträgern (Priestern …) und «Laien» gab es also nicht. Herbert Haag habe schon vor 20 Jahren darauf hingewiesen.

Zwischenbemerkung: Ein bekannter Bischof hat ihm damals im Namen seiner Kollegen «das Vertrauen entzogen». Darauf hiess es an der Kirchenbasis: Da gab es nichts zu «entziehen». Denn Haag hatte nie das «Vertrauen der Bischöfe» gehabt …

Weiter im Text von Walter Kirchschläger: «Das frühe Christentum kennt keine Kleriker und keine Laiinnen oder Laien. Was die Würde der Christin und des Christen ausmacht, ist seine Taufe. In diesem Initialgeschehen wird der Mensch hineingetauft in den einen Leib Christi. Es ist dieser Vorgang, zu recht allmählich grundlegend und ein Sakrament geworden, der Entscheidendes für den Menschen und für die Kirche auslöst: Eingliederung in das Volk Gottes, Zuordnung unter den Namen Jesu, bzw. des drei- faltigen Gottes im Sinne eines familiär gedachten Verhältnisses als Tochter und Sohn Gottes und als Geschwister Jesu Christi und untereinander …

Dieses Selbstverständnis über die Würde unserer Taufe fehlt weitgehend. Wenn es in der Glaubenstheorie vorhanden ist, schlägt es nicht in die Praxis von Kirche am Ort, also der Pfarre durch. Demgegenüber ist die unselige Rede von Laien und Laiinnen scheinbar nicht überwindbar. Auf allen Ebenen der Kirche suggeriert sie eine Zweiteilung, die sich in der Zuweisung von Kompetenzen unredlich spiegelt, weil sie dafür zum ausschliessenden Argument wird. Kirche am Ort kann nur in einer Gemeinschaft leben, in der alle sich auf gleicher Ebene verstehen, ungeachtet verschiedener und unterschiedlicher Dienste, die ihnen übertragen sind.

Fortsetzung folgt

Walter Ludin

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.blogs-kath.ch/kirchliche-strukturen-keine-strikte-trennung-zwischen-laien-und-amtstraegern/