Die Macht der Geographie

Was soll das Buch in diesem Blog, in dem es um Bücher geht, die zum Glauben provozieren? Das mögen sich einige fragen. Ein Experte für Aussenpolitik erklärt die Weltpolitik anhand von 10 Karten. Das Buch habe ich an Weihnachten 2017 geschenkt erhalten. Ein paar Monate später begann ich es zu lesen und war begeistert. So habe ich die Welt und das Weltgeschehen noch nie wahrgenommen. Der Autor hat die Fähigkeit, Alltägliches einmal von einer anderen Seite zu betrachten. Das lässt aufhorchen. Das bewegt. Das lässt auch immer wieder schmunzeln.

Zur Zeit lesen wir das Buch als Tischlesung. Das dort Gehörte und Gelernte nahm ich letzte Woche bei der Fusswallfahrt am frühen Morgen mit auf den Weg auf den Etzelpass. Dort lebte der heilige Meinrad von 828 bis 835 als Einsiedler, bevor er sich tiefer in den Wald zurückzog. Hier wurde er am 21. Januar 861 ermordet und hier wurde 934 das Kloster Einsiedeln gegründet.

Dank «Die Macht der Geographie» ging mir zum ersten Mal auf, wie gross die Strecke, die wir heute zu Fuss in 1½ Stunden zurücklegen, im 9. Jahrhundert gewesen sein muss. Damals war dies ein grosses dichtes Waldgebiet («Finsterer Wald»), durch den keine Strasse führte. Sich allein so tief in den Wald hineinbegeben, um in der Stille Gott zu suchen, kann nur ein Mensch, der einen sehr tiefen Glauben hat.

«Die Macht der Geographie» hilft mir, das Weltgeschehen besser zu verstehen, aber auch unseren Ortspatron Meinrad. Das Buch beginnt übrigens mit den Worten: «Wladimir Putin bezeichnet sich als religiösen Menschen, als engagiertes Mitglied der Russisch-Orthodoxen Kirche. Es könnte also gut sein, dass er, wenn er abends zu Bett geht, seine Gebete spricht und Gott fragt: ›Warum hast du nicht ein paar Berge in die Ukraine gestellt?’»

 

Tim Marshall, Die Macht der Geographie. Wie sich Weltpolitik anhand von 10 Karten erklären lässt. Verlag dtv. 52017.

Pater Martin Werlen

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