Zuhörende Bischöfe?

Die Jugendsynode hat begonnen. Papst und Bischöfe haben die Jugend nach Rom gerufen, um gemeinsam mit ihnen über sie und ihre pastoralen Anliegen zu sprechen.
Bereits im März waren junge Menschen aus der ganzen Welt zur Vorsynode eingeladen, um über das Thema «Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung» zu sprechen. Papst Franziskus hat zur Eröffnung der Bischofssynode nun zu konstruktiver Kritik und aufrichtigem Dialog aufgerufen.

Es geht ums Zuhören

Es geht ums Zuhören, sagte der Papst. Doch wem genau soll zugehört werden? Den Bischöfen, die nicht im Alter der Jugendlichen sind und dementsprechend nur erahnen können, was es heute bedeutet, Jugendlicher zu sein? Oder den Jugendlichen selbst, die aber nur in äusserst geringer Anzahl geladen wurden? Sie können über ihren Glauben, ihr Verhältnis zur Kirche und ihre Wünsche sprechen, doch von den über 400 Synodenteilnehmer sind nur etwa 49 Gasthörer, die Mehrheit von ihnen ist zwischen 18 und 29 Jahre alt. So ist die Vertretung der Jugend an der Synode – zumindest rein zahlenmässig – als eher marginal zu bezeichnen.

Zudem stellt sich die Frage, ob die «heißen Eisen» der Kirche überhaupt besprochen werden wollen. Denn gerade diese sind die entscheidenden Gründe, weshalb sich immer weniger Jugendliche heute mit der Kirche identifizieren: Der Umgang mit der Homosexualität, die schleppende Aufklärung  der Missbrauchsfälle, der Zölibat, die Frauenfrage und die Doppelmoral zahlreicher Kardinäle, Bischöfe und Priester. Die Liste ist lang. Zu lang, um sie in drei Wochen zu besprechen? Wird daraus am Schluss ein braves Thesenpapier mit blossen Formel-Kompromissen, da es so schwer ist, die verschiedenen Kulturen und Lebenswelten junger Menschen zu bündeln?

Ich frage mich, ob die Bischöfe wirklich auf die Jugend hören wollen, mit all ihren Anfragen, ihrer Kritik und ihren Wünschen in und für die Kirche. Wenn ja, warum sind dann nur so wenig junge Menschen auf der Synode vertreten? Und ist die Kirche für Veränderungen und Reformen bereit?

Der Untersekretär der Bischofssynode, Bischof Fabio Fabene, sagte gegenüber VaticanNews, es gehe keineswegs darum, dass die Synodenväter den Jugendlichen etwas vorgeben wollen, sondern es gehe um das Zuhören. Deshalb seien so viele Bischöfe wie möglich an der Synode nach Rom gekommen. Ich denke, dass die Synode dennoch mehr Jugendliche vertragen könnte, um die wirkliche Realtät der heutigen jungen Menschen zu repräsentieren und eben nicht nur jene «frommen» Katholiken abzubilden, die ohnehin zu den meisten Verlautbarungen der Kirche Ja und Amen sagen.

Ebenso wäre es doch ein echtes Zeichen einer hörenden und dienenden Kirche, wenn am Ende nicht bloss wieder nur zölibatäre Männer entscheiden, was die Jugend von heute zu glauben und tun hat. Wenn man schon Jugendliche zu einer Jugendsynode einlädt, sollten diese auch die Möglichkeit haben, ihre Stimme zu erheben. Den Stimmen der Jugend sollte nicht nur demütig zugehört werden, sondern sie sollte auch die Zukunft der Kirche gestalten dürfen. Denn ohne Jugend – keine Zukunft. Ohne ihre Stimmen verliert auch die Kirche in Zukunft ihre Stimme.

Jacqueline Straub

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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