Er berührt Menschen im Innersten – bis heute

An Silvester 1478 besuchte der etwa 37-jährige Einsiedler Dekan Albrecht von Bonstetten in Begleitung einer ehrsamen Gesellschaft Niklaus von Flüe in seiner Klause. Wie Bonstetten festhielt, drängte ihn die Neugierde zu diesem Besuch.

Reporter des 15. Jahrhunderts

Er hatte schon viel von diesem «lebenden Heiligen» gehört und wollte, nachdem er mit seiner Darstellung der Burgunderkriege und einer Beschreibung der acht alten Orte bereits einige Aufmerksamkeit gewonnen hatte, mit einer Reportage über Niklaus von Flüe brillieren. Aus seiner detaillierten, auch aus historischer Sicht bedeutsamen Schilderung, die er unter anderem nach Mailand, Venedig, Paris und Nürnberg schickte, zitiere ich den Moment der Begegnung. Ich setze ein mit der Begrüssung:

«Seid gegrüsst, Väter und Brüder in Christus», [sagte Niklaus von Flüe], worauf er uns nach gutem Brauch die Hand reichte. Wir dankten ihm, völlig erschrocken. Wahrlich, mir standen die Haare auf, und meine Stimme blieb im Hals hängen. «Wozu seid Ihr hierhergekommen zu diesem Ende», sagte er, «und in diesen wilden Schlund? Um mich armen Sünder zu sehen? Ich fürchte, Ihr findet bei mir nichts, was so hoher Leute würdig ist.»

Werner T. Huber bezeichnet Albrecht von Bonstetten ausdrücklich als den «ersten Journalisten», der Niklaus von Flüe gesprochen und beschrieben habe. In dem Sinne ist er ein Vorläufer unzähliger Männer und Frauen, die sich seither mit ihm und mit seiner Frau Dorothee Wyss auseinandergesetzt haben. So auch in diesem Jahr – und so auch ich selber. Obwohl ich mich seit über 30 Jahren intensiv mit Niklaus von Flüe beschäftige, entdecke ich in dieser sperrigen und vielschichtigen Persönlichkeit immer wieder neue Aspekte, die mich herausfordern und faszinieren. In diesem Jahr gab es dank all der Publikationen, Aufsätze und Inszenierungen besonders viele neue Impulse. Letztlich gilt, was wir im offiziellen Gedenkband wie folgt formuliert haben: «Bis heute berührt und bewegt Niklaus von Flüe Menschen im Innersten.» Das hat Bestand und gilt auch für mich.

Und da dies mein letzter Bruderklausen-Blog ist, benutze ich gerne die Gelegenheit, mich für das grosse Interesse an Niklaus von Flüe und an diesem Blog zu bedanken.

Roland Gröbli

 

Roland Gröbli / Heidi Kronenberg / Markus Ries / Thomas Wallimann-Sasaki (32017): Mystiker Mittler Mensch. 600 Jahre Niklaus von Flüe 1417–1487. Zürich.

Bruder Klaus und Gefährten

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