Mein linker Fuss – Ausgebremst in Höchstgeschwindigkeit

Das vierte Semester erwies sich als bisher intensivstes. Die Anforderungen im Studium verhielten sich unharmonisch zu den Bedürfnissen meiner Familie. Während ich voll frischer Energie das vierte Semester anpackte, häuften sich zu Hause die viel beschworenen Hiobsbotschaften.

Der arme Hiob. Muss der schon wieder herhalten. Doch verglichen mit ihm, geht es uns in jedem Fall noch ausgezeichnet. Es wurde nur mal wieder etwas an den Grundfesten unserer Existenz gewackelt. Nicht schlimm, wir passen uns an!

Doch mental war es eine belastende Situation und die Konzentration auf das Studium zu behalten war, ich gebe es zu, sehr schwierig. Die Forderungen kamen von allen Seiten auf mich zu. Die Kinder, natürlich, sie stehen immer an erster Stelle auch während meines Studiums. Im Job reihte sich Schwierigkeit an Schwierigkeit und wenn ich dort auch nicht die Verantwortung trage, bin ich doch loyal und mache mir meine Gedanken. Die Schule stellt hohe Anforderungen an die Kinder aber nicht nur, es sind auch wir, die Eltern gefordert. Gerade gegen Ende des Schuljahres häufen sich, ihr kennt das, die Aktivitäten die meine sorgfältige und vorausschauende Planung über den Haufen wirft. Ich will es auch allen recht machen. Ja keinem «Nein» sagen.

Geburtstage wollten gefeiert werden. Kirchenfeste geplant, organisiert und gefeiert werden. Pfingstlagerteilnehmerinnen begleitet und Mütter besucht werden. Ich muss sagen, es war zuweilen viel und trotzdem konnte ich nichts weg lassen.

Ausser gerade noch das Bloggen.

Dann kam der Unfall. Nichts dramatisches, aber sehr, sehr schmerzhaft und lästig. Zuerst waren beide Beine geschient. Bänderriss links und rechts das Knie geprellt. Beides äusserst schmerzhaft. Ein Ereignis, das mich sprichwörtlich lahm legte. Eine Vollbremsung in Höchstgeschwindigkeit. Und von dem vielen, das ich zu tun gehabt hätte blieb nichts mehr übrig. Schonen, ruhen, aushalten und auf die Zähne beissen. Die Familie konnte sich von einem Moment zum anderen nicht mehr auf mich verlassen.

Aber ich mich auf sie! Und wie! Der Mann plötzlich öfter zu Hause, er baute endlich seine endlosen Überstunden ab. Meine grosse Tochter konnte übernehmen, hatte sämtliche Pläne der Schule und der Hobbies von sich und der Schwester im Griff. Sie wuchs über sich hinaus, kochte, kaufte ein und wusch nach Bedarf ihre Kleider selber. Wow! Auch die Jüngste kümmerte sich sehr und half wo sie konnte.

So konnten trotzdem alle Bedürfnisse befriedigt werden, alle Feste wurden fröhlich gefeiert, sämtliche Lager wurden pünktlich angetreten und alle Schulanlässe besucht.

Ich konnte zwei für mich wichtige Prüfungen validieren und habe mir somit die besten Voraussetzungen geschaffen, das nächste Semester zu planen. Drückt mir die Daumen, dass die Rahmenbedingungen es auch noch werden.

 

Anna Di Paolo

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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