Wir lassen uns keine Angst machen!

SVP-Nationalrat Andreas Glarner empört mit seinem Plakat einer düster wirkenden Burkaträgerin. Das Sujet war vielen bereits bekannt aus der Minarettinitative, nun verwendet Glarner es gegen die erleichterte Einbürgerung von AusländerInnen, die in der dritten Generation in der Schweiz leben (Abstimmung im Februar).

«Ich bin froh, wenn d Schwiizer Angst überchömed» (Glarner)

Vieles lässt sich gegen dieses Plakat sagen: Bei den Personen, die eingebürgert werden sollen, handelt es sich gar nicht um Burkaträgerinnen (der Bund geht von ca. 100 Burka tragenden Frauen in der Schweiz aus). Glarner gab selber zu, dass es nicht um Frauen in Burka geht. Das Plakat soll Angst auslösen. «Ich han cheibe Freud. Es gseht guet uus und ide Bahnhöf würkt’s. Es chlöpft so richtig!», sagte der SVPler im Interview mit der Aargauer Zeitung. «Ich bin froh, wenn d Schwiizer Angst überchömed und nadenket, anstatt durewinket»

Wir sollen Angst vor Frauen in Burka haben? In der Initiative geht es um AuländerInnen, egal welcher Nationalität, welcher Religion und mit welchen Kleidungsstilen. Sogar wenn unter diesen Menschen Frauen mit Burka sind, sollte dies kein Grund sein, sich vor ihnen zu fürchten. Wann und wo in der Schweiz haben Frauen in Burka Verbrechen begangen? Wie viele Frauen in Burka verstossen gegen das Gesetz?

Das einzige Ziel dieses Plakats ist die Marginalisierung einer winzigen Minderheit in der Schweiz und die Erschaffung eines bedrohlichen Bildes der AusländerInnen. Zu oft funktioniert dies und wie es aussieht, haben «Unternehmen und Einzelpersonen» (gemäss Glarner im Tagesanzeiger) so viel Geld, dass sie solche Angst- und Hassbotschaften finanzieren und verbreiten.

Menschen kennenlernen ohne Vorurteile

Doch auch wenn wir von düsteren Burkafrauen auf den Werbeschildern am Bahnhof umgeben sind, sollten wir uns immer in Erinnerung rufen: Angst schürt Vorurteile, Hass und Diskriminierung. Sie hält uns davon ab, auf andere Menschen zuzugehen und sie kennenzulernen. Sie hält uns davon ab, zu sehen, dass diese Menschen in der Schweiz leben, arbeiten und ihren Teil zu unserer Gesellschaft beitragen.

Wenn ich eine Frau mit Burka sehe, verspüre ich keine Angst. Ich bin froh, dass sie in der Schweiz das anziehen darf, was sie will (und noch keine Anti-Burka/Niqab-Polizei patrouilliert). Ich möchte sie kennenlernen wie jede andere Person, der ich begegne. Und wenn sie in der dritten Generation in der Schweiz lebt, bin ich auch dafür, dass sie sich erleichtert einbürgern kann.

Post Scriptum

Ironischerweise ist die bekannteste Burkaträgerin hierzulande Nora Illi, eine Schweizerin. Was sagen sie dazu, Herr Glarner?

Celia Gomez

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.blogs-kath.ch/wir-lassen-uns-keine-angst-machen/