Warum Sie nicht alles machen müssen

Am Montag war ich als Experte für die Entwicklung einer redaktionellen Online-Strategie engagiert. Zusammen mit den Verantwortlichen und künftigen MacherInnen prüften wir das geplante Redaktionskonzept für eine neue Homepage. Dabei war es mir wichtig, den Teilnehmenden zu vermitteln: Wir müssen nicht alles machen!
Zahlreiche Verantwortliche von Homepage-Inhalten scheinen sich den Leitspruch «Bei uns muss alles zu finden sein» verinnerlicht zu haben. Selbstverständlich: Die Möglichkeiten des Internets sind grenzenlos und man könnte immer noch eine weitere Rubrik, ein weiteres Tool oder eben ein weiteres Thema in eine Website integrieren. Aber macht das Sinn?
Websites so zu gestalten und zu programmieren, dass sie nicht überladen wirken und dass die Nutzer die gewünschten Inhalte schnell finden, ist natürlich in erster Linie die Aufgabe von Homepage-Designern und -programmierern. Doch was die Inhalte betrifft, trägt jeder, der für die Betreuung einer Homepage zuständig ist, Verantwortung und da sollte das Leitmotto lauten: «Bei uns muss das zu finden, das nirgends zu finden ist!»
Für kirchliche Homepages bedeutet das also konkret: Es macht wenig Sinn, dass jede Pfarrei in aller Ausführlichkeit auf ihrer Homepage die Bedeutung der liturgischen Farben, die Geschichte des 2. Vatikanischen Konzils oder die Gemeinsamkeiten der Weltreligionen erklärt. Diese Infos sind bereits auf vielen anderen Homepages (von Fachprofis erstellt!) zu finden. Da ist es für alle Beteiligten am sinnvollsten, Links zu den Seiten mit den besten Inhalten zu setzen.
Schon lange geistert der Spruch «Content is king» durch das Web. Natürlich hängt bei einer Homepage nicht alles vom Inhalt (Content) allein ab, aber wer auf seiner Homepage Inhalte zur Verfügung stellt, die sonst nirgends zu finden sind, hat gute Chancen, «King»-Status zu erlangen. Mit besonderen «exklusiven» Inhalten gewinnt eine Homepage an Wert, wird bei den Suchmaschinen gut gelistet und bekommt langfristig viele Besucher. Wir bei kath.ch überlegen uns z.B. jeweils bei der Planung von neuen Online-Dossiers, welche kirchlichen Themen online noch kaum zu finden sind. Und die Klickzahlen geben uns recht: Gerade mit Dossiers zu «Nischenthemen» erreichen wir oft eine grosse LeserInnenschaft.
Egal ob Onlinemedium wie kath.ch, eine kirchliche Fachstelle, eine Pfarrei oder ein Kirchenchor: Jede Institution verfügt über Inhalte, die andere nicht haben. Sind diese Inhalte bereits auf Ihrer Homepage zu finden?

Stephan Sigg

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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