Friedensgruss über der Eingangstür des benediktinischen Ur-Klosters Montecassino.
Br. Paul Tobler

PAX – Peace – Pasch

PAX! Es kommt vor, dass eine E-Mail mit diesem Gruss beginnt, falls sie von einem Benediktinermönch gesandt wurde. Will heissen: «Frieden». «Voll der Frieden» rufen manche aus, wenn etwas sehr gemütlich, schön, angenehm ist. Voll die Entspannung, das Wohlbefinden. Vielleicht, sagen wir, vor einer Berghütte mit herrlichem Panorama, etwas Abendsonne, einem Apéro in der Hand, zusammen mit Freunden? «Pax intrantibus» stand über der Eingangstür von mittelalterlichen Klöstern. Es meint: «Friede denen, die hier eintreten». Nicht zu vergessen natürlich die Weihnachtsbotschaft, die noch recht frisch in Erinnerung ist: Die Engel verkündeten den Hirten: «Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade» (2,14). Wünschst du dir 2018 Frieden?

Als Christen sollten wir Spezialisten für Frieden sein. Der herausfordernde Auftrag lautet: Bemühung um Versöhnung. Frieden schliessen mit dem Nachbarn, der vor Gericht gehen will. Vergebung. Nicht bloss einmal, sondern immer wieder… Sogar die Feinde sollen «privilegierte Behandlung» bekommen. Werke der Barmherzigkeit werden genannt. Und natürlich (Nächsten-)Liebe. Jesus hat in seiner programmatischen Bergpredigt formuliert: «Selig, die Frieden stiften». Paulus schrieb: «Lasst uns also nach dem streben, was zum Frieden und zum Aufbau (der Gemeinde) beiträgt» (Röm 14,19). Tönt das alles vielleicht nach Überforderung? Halt, es gibt Beispiele, in Richtung dieses scheinbar Unmöglichen! Einer davon ein Lokalprodukt, der Landesheilige, Niklaus von Flüe, Bruder Klaus. Als betender Einsiedler wurde der frühere Ratsherr zum gesuchten Ratgeber und seine «Grussbotschaft» verhinderte im letzten Moment einen Krieg unter Brüdern.

Auch Benediktinermönche sollten Spezialisten für Frieden sein. So hat es der Heilige Benedikt fürs Klosterleben entworfen, in seiner Regel fürs Zusammenleben innerhalb von Klostermauern. Die Zeit war kriegerisch und chaotisch. Fremde Völker brachen ins Land ein. Die antike Kultur war am Verschwinden. Aber sein Kloster sollte Ort des Friedens sein: die Mönche bemühen sich um Gemeinschaft, lieben die Jüngeren, ehre die Älteren, reagieren bei Anzeichen von Verärgerung sofort, kommen einander im guten Eifer zuvor, … Die Regelungen stellen Ordnung, Klarheit, Ruhe, Rhythmus, Kampflosigkeit sicher. Revolutionär wurden unterschiedlichste Menschen friedlich vereint: Reiche und Arme, Freie und Sklaven, Gelehrte und Praktische, Alte und Junge. Also schon wieder ein so ehrgeiziges Programm… Aber Gott sei Dank, es gibt auch hier Beispiele, die das Unmögliche vorlebten. Die bekannte amerikanische Benediktinerin Sr. Joan Chittister nennt es einen eigenen «Lifestyle», spricht für alle vom «Kloster des Herzens» und davon, eben einfach schlicht und richtig genau an dem Platz zu leben, den der Herr mir zugeteilt hat.

Die Welt braucht Frieden, da sind wir uns wohl alle einig, es scheint offensichtlich. Wir erhoffen das friedliche Zusammenleben von Familien,  Gemeinschaften, Kulturen, Völkern und Ländern. Ansätze für Gewalt und Krieg trage ich wohl auch in mir. Also kann ich mich um Umkehr bemühen. Im Kleinen und Nahen um mich herum kann ich ansetzen, siehe oben.

Habe ich Frieden in mir selbst? Einen «tiefen Herzensfrieden»? Bin ich im Reinen? Um das zu haben, muss ich mich wohl auch erst einmal nach aussen bemühen. Und der Stimme meines Gewissens Gehör geben, vorzugsweise in der Stille. Sie kann zuerst Unfrieden scheinbar bedrohlich laut machen. Aber als nächstes kann ich ihn erfolgreich bezwingen: Frieden suchen, Situationen verändern, vergeben und darum bitten, den Mitmenschen und Gott.

Kennst du diese Erfahrung: eine riesige Wohltat, wenn man in einer Konfliktsituation wieder Frieden geschlossen hat! Wenn man sich wieder versteht. Wenn alles wieder bereinigt ist. Wenn der Bruder wieder ganz Bruder ist. Ein gigantisches Aufschnaufen. Ein Stein fällt vom Herzen, die Welt ist wieder in Ordnung.

Wie spielt Gott hinein? Die Weihnachtsbotschaft zeigt ihn als die Quelle des Friedens. Im Gottesdienst wünschen wir uns den Frieden, ausgehend von ihm, bitten «dona nobis pacem», «gib uns deinen Frieden». Mit gläubigen Augen sehen wir also, dass wir um das Geschenk des Friedens auch beten müssen. «Der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt» (Phil 4,7)  – «Der Gott des Friedens» (Röm 15,33) – «Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt hat» (2 Kor 5,18). Es ist auch die Erfahrung der Beichte.

Wünschst du dir Frieden? In welchem Bereich? Wo wirst du ansetzen?

«In eurem Herzen herrsche der Friede» (Kol 3,15).

PAX!

 

P.S.: «Pasch» heisst Friede auf Rätoromanisch, im Bündner Oberländer Idiom «Sursilvan»

Friedensgruss über der Eingangstür des benediktinischen Ur-Klosters Montecassino. | © Br. Paul Tobler OSB
8. Januar 2018 | 12:53
von Br. Paul Tobler
Lesezeit: ca. 3 Min.
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