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Paul VI. vor der UNO in New York

Vor kurzem ging die bisher längste Auslandreise von Franziskus zu Ende, mit Stationen in Kuba und in den Vereinigten Staaten. Vor der UNO forderte Franziskus am 25. September 2015 umfassende soziale und ökologische Reformen. Das Auftreten des Papstes wurde vom UNO-Generalsekretär als historisch eingeschätzt: «Zwar sind vor Franziskus bereits drei Päpste an der UNO aufgetreten. Nie habe einer aber vor so vielen Staats- und Regierungschefs gesprochen, wie dieses Jahr ans UNO-Gipfeltreffen in New York gereist seien» (NZZ 26.9.2015, S. 3). Kein Wunder, dass Franziskus ein breites Echo auch in den säkularen Medien hervorrief.
Diese Reisediplomatie aber ist nicht eine Erfindung von Johannes Paul II., der in seinem Pontifikat mehr Auslandsreisen gemacht hat als alle Päpste zuvor (er besuchte auf 104 Auslandsreisen insgesamt 127 Länder), sondern von Paul VI., der im Vergleich zu heute wenige, aber sehr effektvolle Auslandsbesuche gemacht hat. Paul VI. hatte von Anfang seines Pontifikates an gezielt darauf hingearbeitet, den Vatikan besser in der Staatengemeinschaft zu etablieren., und zwar als humanitäre Grösse jenseits nationaler Kategorien. Er führte damit die Politik der Pius-Päpste weiter, die er bereits selber mitgestaltet hatte.
Nachdem der Vatikan im Frühling 1964 als ständiger Beobachter bei der UNO anerkannt worden war, sprach Paul VI. am 4. Oktober 1965 selbst vor der Vollversammlung der UNO in New York. Paul VI. sprach als Träger einer Botschaft für die ganze Menschheit. Die Rede gipfelte im berühmt gewordenen Diktum: «Nie mehr Krieg! Nie mehr Krieg! Es ist der Friede, der Friede, der das Geschick der Völker und der ganzen Menschheit leiten muss!» Ton und Duktus erinnerten nicht nur an die Rede von Pius XII. vom 24. August 1939, die Montini selber ausgearbeitet hatte. Sondern Paul VI. nahm auch ein Diktum des ersten katholischen Präsidenten der USA auf: «Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg wird der Menschheit ein Ende setzen.» In diesem Sinne lud Paul VI. die Staaten zu einer umfassenden Abrüstungspolitik auf, der Friede soll durch eine neue universale Solidarität gewährleistet werden.
(ufw; Jörg Ernesti: Paul VI. Die Biographie. Freiburg-Basel-Wien 2015, 135–143.)

4. Oktober 2015 | 00:01
von Konzilsblogteam
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