George Francis Xavier

Ostern und Terror

«Wir haben das Attentat von Lahore begangen, weil Christen unser Ziel sind», sagte die pakistanische Taliban-Gruppe Jamaat-ul-Ahrar Sprecher, Ehsanullah Ehsan. Bei dem Anschlag auf Gulshan-e-Iqbal Park in Lahore ist die Zahl der Todesopfer auf 72 gestiegen. Unter ihnen seien 50 Kinder und rund 350 Menschen seien bei dem Bombenanschlag am Abend des Ostersonntags verletzt worden.
 
Ostern 2016 ist von Terror überschattet worden. Doch nicht nur in Pakistan, auch in Brüssel, in Irak, in Syrien, in Türkei werden immer wieder viele unschuldige Menschen getötet. Aber diesen Terroranschlag in Lahore an Christen tut meinem Herz noch tiefer weh, weil ich mich irgendwie mit ihnen identifiziere. Christen in Indien und in Pakistan haben ähnliche Schicksale erlebt.
  
Als Christen in Asien zu leben, ist eine Herausforderung oder mindestens nicht wie hier in Europa. Dieses Minderheitsgefühl ist ein Teil des Alltagslebens von uns asiatischen Christen. Immer wieder gibt es Fälle, die uns Christen bewusstmachen, dass wir an Jesus Christus glauben und nicht an Allah oder einen anderen Gott der Hindus. Religion und Glaube ist ein emotional-politisches Thema in Asien anders als hier in Europa wo Religion, wenn überhaupt ein philosophisch-politisches Thema ist.
 
Obwohl es in Indien seit einigen Jahren keine Massenmorde an Christen gegeben hat, wurden die Kirchen und christliche Familien immer wieder attackiert. Der letzte Fall von Mob-Angriff von Extremisten gegen die Christen war im Jahr 2008. Damals wurden 90 Christen getötet, eine unbekannte Anzahl von christlichen Frauen vergewaltigt, 252 Kirchen und 4500 Häuser verbrannt, 18 christliche Institutionen zerstört, mehr als 18.000 Menschen verletzt und weitere 11.000 Menschen von ihren Orten vertrieben. Seitdem gibt es viele einzelne Angriffe (auch in der letzten Woche), aber nicht in grossem Massstab. Als ich in der nordindischen Mission war, wurde ich auch von einigen Extremisten angegriffen, aber im Vergleich zu den anderen Fällen von Christenverfolgung in Indien, war ich nur wenig betroffen.
 
Als der Angriff auf Christen in Pakistan an diesem Oster-Tag geschah, wurde ich an eine eigene Erfahrung am Karfreitag in Kerala erinnert. Beim Kreuzweg trug der Pfarrer das Kreuz ganz am vorne der Prozession. Damals war ich Theologie-Student und habe ich das Gebet vorgelesen. Ich war in der Mitte der Prozession platziert. Plötzlich wurden wir von hinten mit Dolchen und Messern von Extremisten attackiert. Während die Männer zur Hilfe der Verletzten und zur Verteidigung gerannt sind haben die Frauen den Pfarrer und mich vor den Extremisten verdeckt. Nach 15 alptraumhaften, schrecklichen Minuten setzten wir unseren Kreuzweg fort mit Blutflecken auf unserer Kleidung. Diese Erfahrung hat mich sehr motiviert später in die Mission zu gehen. Das Minderwertigkeitsgefühl ein Teil der Unterdrückten Bevölkerung zu sein hat mich stark gemacht mich für die Benachteiligten einzusetzen. Dies hat mir geholfen mit dem Opfern von Gewalt, Krieg, Diskriminierung, Rassismus, Armut, Ungerechtigkeit, usw., mich zu identifizieren.
 
Aber das Leben ist nicht in Leiden zu beenden. Jesus zeigte, dass es einen Weg vom Tod zum Leben gibt. Die Botschaft von Ostern ist Überwindung des Todes, Sieg des Lebens. Die Botschaft von Ostern ist Hoffnung und Friede. Wir beten und hoffen für die Politiker in jeweiligen Ländern, die eine Verantwortung innehaben, dass die eine dauerhafte Lösung für diese Krisen finden.
 
NB: Die Geschichte zeigt, dass keine einzelne Religion kann für jeden Terror in der Welt verantwortlich gemacht werden. Es gibt Extremisten in allen Religionen der Welt, ob es unter den Muslimen in Südasien, unter Hindus in Indien, unter Buddhisten in Myanmar, unter den Christen in Ost-Europa, oder in jeder anderen Religion ist. Die Opfer sind auch nicht nur von einer Religion.
 

1. April 2016 | 13:20
von George Francis Xavier
Lesezeit: ca. 2 Min.
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