Markus Baumgartner

Nonne riskiert Tod für Frieden

Myanmar wird nach dem Militärputsch seit Wochen von Protesten erschüttert. Nun wagte eine katholische Ordensfrau ihr Leben: Die Nonne Ann Nu Thawng stellte sich vor die Sicherheitskräfte, um die bis zu 100 Demonstranten zu schützen, die sich in ihrem Kloster versteckten.

Tatort ist Myitkyina, die Hauptstadt des überwiegend von Christen bewohnten Bundesstaates Kachin im Norden von Myanmar. Schwester Ann Rose Nu Tawng kniet im Staub vor einer Gruppe schwer bewaffneter Polizisten. Die 45-jährige Nonne fleht sie an, nicht auf «die Kinder» zu schiessen und sie zu foltern. Stattdessen können sie ihr das Leben nehmen. Das Bild der katholischen Nonne in einer einfachen weissen Kutte, die Hände ausgebreitet, flehend zu den Kräften der neuen Junta des Landes machte sie zu einer «Ikone des Friedens». Es ist in Asien viral gegangen und hat ihr in dem mehrheitlich buddhistischen Land Lob eingebracht, schreibt die englische Zeitung «The Guardian». «Die Polizei verfolgte die Demonstranten, um sie zu verhaften. Ich machte mir Sorgen um die Kinder», sagte sie. Der eine oder andere der Polizisten sinkt ebenfalls auf die Knie und beginnt zu beten. Der brutale Polizeieinsatz ist gestoppt, wenn auch nur vorübergehend, schreibt der «Blick» dazu.

Zu ihrem Akt der Tapferkeit kam es, da Myanmar mit den chaotischen Folgen des Sturzes der zivilen Führerin Aung San Suu Kyi durch das Militär am 1. Februar zu kämpfen hat. Die Friedensnobelpreisträgerin war 2015 bei den ersten freien Wahlen im Land zur Regierungschefin gekürt worden. Die Proteste gehen weiter und fordern die Rückkehr zur Demokratie. Dies obwohl die Militärjunta ihre Gewaltanwendung stetig eskaliert und Tränengas, Wasserwerfer, Gummigeschosse und scharfe Munition einsetzt.

Tätige Nächstenliebe

Es war nicht die erste Begegnung von Schwester Ann Rose Nu Tawng mit den Sicherheitskräften – am 28. Februar bat sie in ähnlicher Weise um Gnade, indem sie langsam auf die Polizei in Einsatzkleidung zuging, auf die Knie ging und sie anflehte, aufzuhören. «Ich habe mich schon seit dem 28. Februar für tot gehalten», sagte sie über den Tag, an dem sie die Entscheidung traf, sich der bewaffneten Polizei entgegenzustellen. Am 8. März schlossen sich ihr ihre Mitschwestern und der Ortsbischof an, die sie umringten, als sie um Gnade für die Demonstranten bat. Schwester Ann Rose Nu Tawng sagte, sie werde sich weiterhin für die Kinder einsetzen: «Ich kann nicht dastehen und zusehen, ohne etwas zu tun, wenn ich sehe, was vor meinen Augen geschieht, während ganz Myanmar trauert.»

Bild Quelle Screenshot Video Myitkyina News Journal
15. März 2021 | 22:36
von Markus Baumgartner
Lesezeit: ca. 2 Min.
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