Heimo Amgrund (Mitte), eventuell zusammen mit dem Ranftkaplan Peter Bachtaler, zu Besuch bei Bruder Klaus. Darstellung aus der Diebold Schilling Chronik von 1513. (© zVg)
Bruder Klaus und Gefährten

Niklaus von Flüe und das Geld — die Ranftpfründe

Das Thema «Niklaus von Flüe und das Geld» fand bis anhin noch keine grosse Beachtung. Unser Blog bietet dazu zwei wichtige Hinweise: Niklaus von Flüe war als Bauer innovativ und progressiv bezüglich neuer Produktionsmittel. So vermehrte er in seinem bürgerlichen Leben das produktive Kapital der Familie erheblich (Blogbeitrag vom 26. Mai 2017). Am 4. August 2017 schilderte Roland Gröbli auch den Umgang des Eremiten mit dem Geld, das für den Eremiten nicht Bürde war: «Entscheidend sind Haltung und Umgang. Aus dem materiellen Reichtum leitet sich ein Leistungsprinzip ab, das zur sozialen Gerechtigkeit beitragen soll im Bewusstsein, dass materielle Güter von dieser Welt sind – und in dieser Welt bleiben.»

Beide Charakterzüge von Niklaus von Flüe fliessen in der Stiftung der Ranftpründe vom 12. Oktober 1482 ein, die dank der Spenden der Pilger und grösseren Vergabungen von Herzog Sigismund sowie von den eidgenössischen Orten Luzern und Solothurn – Solothurn liess am 29. Dezember 1481 kurz nach dem erfolgreichen Abschluss des Stanser Verkommnisses dem Ranfteremiten zwanzig Gulden an eine ewige Messstiftung zukommen –, zeitlich nach der Stiftung der Ranftpfründe auch durch Bern, möglich wurde. Vertragspartner dieser Priesterpfründe waren die Obwaldner Regierung, die Kirchgenossen von Sachseln und Bruder Klaus selbst.

Der Eremit übergab der Regierung von Obwalden das Besetzungsrecht der Pfründe, was naheliegend war, weil einerseits die Ranftkapelle 1469 aus allgemeinen Mitteln erbaut worden war, andererseits die Regierung auch über das Patronatsrecht der Sachsler Pfarrkirche verfügte. Den Kirchgenossen wurde das Vorschlagsrecht für den Kaplan und die Wahl eines Vogtes = Verwalters aus der Familie von Flüe zugestanden. Niklaus von Flüe legte für Priester aus seiner Nachkommenschaft ein Vorrecht fest. Davon profitierte sein jüngster Sohn Niklaus von Flüe, der 1503 als Pfarrer von Sachseln verstarb.

Bruder Klaus nahm nicht nur Geld entgegen, sondern machte seinerseits auch Vergabungen, so etwa um 1481 einen Goldgulden an den Bau der St.-Oswalds-Kirche in Zug. Und er sorgte dafür, dass mit der Gründung seiner Messstiftung im Ranft auch der Sakristan entschädigt wurde, der seit 1469 unentgeltlich dort gearbeitet hatte.

Urban Fink-Wagner, Inländische Mission

 

Literatur: Durrer (1917–1921), 116 f., 173 f., 205–209.

Hinweis: Am Dienstag, 5. Dezember 2017, 13.00–14.30 Uhr, halten Roland Gröbli und Urban Fink Kurzvorträge über «Niklaus von Flüe und das Geld» im Raiffeisen Forum an der Schauplatzgasse 11 in Bern (mit Diskussion).

 

Heimo Amgrund (Mitte), eventuell zusammen mit dem Ranftkaplan Peter Bachtaler, zu Besuch bei Bruder Klaus. Darstellung aus der Diebold Schilling Chronik von 1513. (© zVg)
13. Oktober 2017 | 00:03
von Bruder Klaus und Gefährten
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