Dorothee Wyss und Niklaus von Flüe. Statue von Hugo Imfeld. (Foto:  © Museum Bruder Klaus Sachseln)
Bruder Klaus und Gefährten

Niklaus von Flüe für das 21. Jahrhundert

Was ist «anders» in diesem Gedenkjahr?

Jede Zeit macht sich ein neues Bild von der Vergangenheit, auch wenn die Quellen dieselben bleiben. Das gilt auch für Niklaus von Flüe. Im Gedenkjahr 2017 stehen andere Themen im Vordergrund als 1987 (500. Todesjahr) oder 1917, als «500 Jahre Bruder Klaus» mitten im Weltkrieg stattfand. Noch ist das Gedenkjahr jung, aber das offizielle Buch zu 600 Jahre Niklaus von Flüe und die weitere Rezeption des Gedenkjahres lassen erste Rückschlüsse zu.

Niklaus von Flüe ist für alle da

Sehr viele Menschen verehren heute Niklaus von Flüe und schätzen ihn hoch, weil sie sich von ihm als gläubige und suchende Menschen verstanden und getragen fühlen. Darüber hinaus gilt er weltweit als Mann des Friedens und der Versöhnung. Dabei wird er nicht primär als katholisch oder christlich wahrgenommen, sondern als Mensch, der uns über die Jahrhunderte hinweg beeindruckt. Seine Kernbotschaften werden also nicht mit einer konfessionellen Zugehörigkeit in Verbindung gebracht, entsprechend breit und vielfältig sind die Verehrungsformen.

Das «doppelte Ja»

Über zehn Beiträge beschäftigen sich im Gedenkbuch mit Dorothee Wyss und belegen vor allem eines: Wer sie als Opfer sehen will, tut ihr Unrecht. Wer hingegen das «doppelte Ja» der Ehepartner anerkennt, findet im Vorbild von Dorothee Wyss und Niklaus von Flüe einen spannenden Zugang zu einer unerwarteten und neuen spirituellen Perspektive.

Sperrig und zeitlos

Auch der Niklaus von Flüe des 21. Jahrhunderts ist kein einfacher Heiliger. Sein Lebensweg war nicht frei von Brüchen, von Zweifeln, von Fragen ohne Antworten, von einem Suchen, das auch zu Irrwegen geführt hat. Er ist kein «einfaches» Vorbild, sondern hat sich eine gewisse Sperrigkeit erhalten. Seine Kompromisslosigkeit, die 20-jährige Abstinenz, die archaische Kraft seiner Visionen und die zeitliche Distanz machen es unmöglich, dass wir ihn ganz und gar erfassen und verstehen können. Das ist gut so, denn vor allem so schätzen wir seine zeitlosen Wahrheiten, seine grundlegenden Fragen an das Leben und den Mut, der ihn und seine Familie auszeichneten.

Roland Gröbli

Siehe auch: Gröbli, Roland (2016) / Kronenberg, Heidi / Ries, Markus / Wallimann, Thomas (Hrsg.): Mystiker Mittler Mensch. 600 Jahre Niklaus von Flüe 1417–1487. Zürich 2016. Die Zweitauflage ist bereits in Vorbereitung.

Dorothee Wyss und Niklaus von Flüe. Statue von Hugo Imfeld. (Foto: © Museum Bruder Klaus Sachseln)
10. Februar 2017 | 00:02
von Bruder Klaus und Gefährten
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!